Handball

Prokop setzt auf Disziplin und Teamzusammenhalt

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Leipzig – Einen Charakterzug haben Dagur Sigurdsson und Christian Prokop gemeinsam: Sie können nicht verlieren – selbst bei einem Spaßspiel nicht. Daher verfolgte der Isländer seinen eigenen Abschied als Handball-Bundestrainer lässig in Hemd und Jeans nur als Tribünengast.

«Solche Spiele sind nichts für mich», betonte der 43-Jährige. Seine «Bad Boys» hatten beim All Star Game zwar zur Halbzeit mit 19:17 geführt, dann aber drehte sein Nachfolger mit den Weltklassespielern um den französischen Weltmeister Kentin Mahé auf und gewann gegen seine künftige Nationalmannschaft mit 40:36.

Das Spiel war Nebensache, die personellen Neuigkeiten und die Neuaufstellung des Europameisters hatten Priorität. «Er passt zum Team, ich mache mir mit dem neuen Trainer keine Sorgen. Die Mannschaft ist intakt, da werden sie in den nächsten Jahren auch erfolgreich sein», sagte der Isländer und fügte mit Blick auf seine Aufgabe in Japan an: «Ich werde die Zeit vermissen, gerade bei den großen Spielen, wo ich nicht dabei bin.»

Für Nachfolger Prokop beginnt der Ernst Mitte Juni bei der EM-Quali gegen die Schweiz und Portugal. Rückraumspieler Julius Kühn sieht «große Fußstapfen, in die er da treten wird. Ich denke aber, er wird es genauso gut können wie Dagur. Aber da sind auch wir als Mannschaft mitverantwortlich». Abwehrchef Finn Lemke sagte zum neuen Trainer nur: «Es kommen immer neue Leute mit neuen Ideen.» Er wird Sigurdsson vermissen. «Er hat uns einfach was eingeimpft, so eine Mentalität, die sagt: gewinnen hilft immer, das macht vieles einfacher. Er hinterlässt eine große Lücke», sagte der Magdeburger.

Prokop selbst zollte seinem Vorgänger gehörig Respekt. «Er hinterlässt ein hervorragendes Konzept, ein hervorragende Breite an Spielern. Es sind aber denke ich viele Parallelen zwischen den Bad Boys und der DHfK zu finden.» Er sei auch ein Trainer, der auf viel taktischer Disziplin Wert legt, der eine emotionale Spielweise bevorzugt und der auf großen Teamzusammenhalt setzt. «Das sind alles Dinge, die fortgesetzt werden sollen», betonte Prokop.

Sigurdsson freut sich auf seine Heimat: «Bis Sommer bleibe ich in Berlin, dann bin ich gespannt, mit der Familie nach 20 Jahren im Ausland endlich in Island leben zu können.» Von der Insel aus betreut er die Japaner, wo er einen Vertrag als Nationaltrainer bis 2024 bekam. «Dieser Lifestyle, von Reykjavík nach Tokio zu pendeln, das finde ich interessant», betonte er.

Vermissen wird er die Qualität. «Ich weiß, dass ich eine Mannschaft bekomme, die dieses Niveau nicht hat, nicht haben kann. Ich habe keine utopischen Träume, dass ich Japan in ein paar Jahren in die Weltspitze führen kann», sagte Sigurdsson. Eine spätere Rückkehr nach Deutschland schließt er nicht aus, weil er dann im Alter von ungefähr 50 Jahren immer noch ein junger Trainer sei. «Mein Ziel ist momentan, dass Japan an einer WM teilnehmen kann und die Gruppe in Deutschland spielen würde. Das ist mein Traum, mit der japanischen Mannschaft vor deutschen Zuschauern zu spielen.» Die Quali dafür will er im Januar 2018 bei der Asienmeisterschaft schaffen.

Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)

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