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Kerber: «Nummer eins nach Steffi eine Ehre»

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New York – Fragen an Angelique Kerber nach ihrem Einzug in das Finale der US Open und der Übernahme von Platz eins in der Tennis-Weltrangliste:

Sie haben es geschafft und sind die Nummer eins im Damen-Tennis. Wie klingt das für Sie?

Angelique Kerber: Es fühlt sich großartig an. Der Tag ist heute gekommen, ich bin die Nummer eins der Welt, was immer ein Traum von mir war. Ich habe versucht, in den letzten Wochen nicht zu viel darüber nachzudenken. Jetzt habe ich es geschafft, das ist etwas ganz Besonderes.

Sie hatten im Finale von Cincinnati gegen Karolina Pliskova bereits die Chance, die Führung in der Weltrangliste zu übernehmen. Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie als kleines Mädchen darüber nachgedacht haben, wie es wäre, die Nummer eins zu sein?

Kerber: Als ich jung war, habe ich immer davon geträumt. Ich erinnere mich genau an das Match in Cincinnati, als ich die Chance hatte, es mit einem Sieg zu schaffen. Danach habe ich mir gesagt, ich werde eine weitere Chance bekommen. Ich weiß nicht genau, was ich sagen soll. Ich habe versucht, mich nur auf mein schweres Halbfinale zu konzentrieren. Ich habe das Match zwischen Serena und Karolina gesehen und es war nicht so einfach für mich. Jetzt kann ich mich ein bisschen entspannen und versuchen, den Moment ein wenig zu genießen.

Was sagen Sie zu den Vergleichen mit Steffi Graf?

Kerber: Die nächste deutsche Nummer eins nach Steffi zu sein, ist eine Ehre für mich. Es ist einfach unglaublich.

Wie gehen Sie in das Finale gegen Karolina Pliskova, die hier Venus und Serena Williams geschlagen hat?

Kerber: Sie hat viel Selbstvertrauen, vor allem nach ihrem Sieg im Halbfinale gegen Serena. Sie wird rausgehen und versuchen, ihren ersten Grand Slam zu gewinnen. Ich weiß, dass es mental schwer wird. Sie weiß, dass sie vor ein paar Wochen in Cincinnati gegen mich gewonnen hat. Aber ich weiß, wie ich gespielt habe und was ich anders machen muss. Ich nehme die Herausforderung gegen sie an.

Waren Sie auf die Erfolge in diesem Jahr vorbereitet, mit dem ersten Grand-Slam-Titel bei den Australian Open zum Beispiel?

Kerber: Nicht wirklich. Letztes Jahr habe ich auch vier Titel gewonnen und war in den Top Ten, aber ich habe mich mit meinem Trainer hingesetzt und überlegt, was wir verbessern können. Ich wollte aggressiver spielen und nicht nur aus der Defensive. Nach Australien hatte ich viel mehr Selbstvertrauen und habe versucht, mich an den Druck zu gewöhnen. Jetzt habe ich ein großartiges Jahr gespielt und mein drittes Grand-Slam-Finale erreicht.

Nach dem Titel bei den Australian Open sind Sie in den Yarra River gesprungen. In New York gibt es auch Wasser. Planen Sie so etwas wieder?

Kerber: Nein, ich denke, das habe ich einmal gemacht. Mal sehen, was ich mache, wenn ich gewinnen sollte. Aber das werden wir dann entscheiden.

Heute ist eine ganze Menge passiert. Nummer eins, erstes US-Open-Finale. Haben Sie das schon alles realisiert?

Kerber: Ich glaube, ich brauche noch ein bisschen. Was jetzt wieder alles auf mich zukommt, ist nicht so einfach. Ich brauche ein bisschen Zeit, um das alles zu verarbeiten.

Wie wichtig war es, dieses Spiel zu gewinnen, obwohl schon vorher feststand, dass Sie die Nummer eins sind?

Kerber: Das war mir schon wichtig. Ich habe auch darüber nachgedacht, umso wichtiger war es für mich, das Match zu gewinnen. Ich war deshalb noch konzentrierter, als ich auf den Platz gegangen bin. Ich wollte nicht mit einer Niederlage Nummer eins werden. Das hat mir innerlich noch mehr Motivation gegeben, alles rauszuholen.

Wie haben Sie den Moment erlebt, als klar war, dass Sie die neue Nummer eins sind? Wie haben Sie das mitbekommen?

Kerber: Ich war im Fitnesscenter hier oben auf der Anlage vor dem Fernseher und habe bis zum Schluss nicht geglaubt, dass sie es verliert. Ich dachte, sie dreht es im Tiebreak noch. Und dann hat sie den letzten Punkt verloren. Ich glaube, ich habe in dem Moment gar nichts gedacht. Wir waren da zu dritt und haben ein paar Sekunden geschwiegen und dann habe ich gesagt: Okay, jetzt ist es passiert.

Es gibt wenige Berufe, in denen so klar definiert ist, wer der oder die Beste ist. Was bedeutet das objektiv für Sie?

Kerber: Das bedeutet mir persönlich sehr viel. Ich habe versucht, das in den letzten Wochen wegzudrücken und nicht an mich ranzulassen. Ich habe ja nie wirklich auf die ganzen Fragen geantwortet, weil ich mir den Druck nicht machen wollte. Aber jetzt das schwarz auf weiß zu sehen, dass ich die Beste der Welt bin und dass mir das auch nie mehr jemand wegnehmen kann, das ist schon was ganz Besonderes. Um die Nummer eins zu werden, muss man nicht nur ein Match gewinnen. Man muss wirklich ein konstantes Jahr spielen. Und in einem Jahr, in dem auch Serena dabei ist und drei Finals erreicht hat und immer noch ein Champion ist, hat das schon noch eine größere Bedeutung.

Ist es jetzt etwas anderes, in das dritte Grand-Slam-Finale zu gehen und das erste Mal als Favoritin dazustehen?

Kerber: Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Dieses Favoritenwort mag ich ja nicht so gerne. Jede Spielerin, die im Finale ist, spielt gerade gut Tennis. In Australien war ich keine Favoritin und habe es aber gewonnen. Ich muss mein bestes Tennis spielen. Sie zu breaken, ist nicht einfach.

Haben Sie schon auf Ihr Handy geschaut. Gab es trotz der deutschen Nacht schon viele Glückwünsche?

Kerber: Ich habe kurz nachgeschaut. Ich habe so viele Nachrichten. Ich weiß noch gar nicht, was ich damit mache.

Fotocredits: Jason Szenes
(dpa)

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