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Vor dem Ligagipfel ruht die Feindschaft: «Schönste Spiel»

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Dortmund – Früher gab es bitterböse Sticheleien, zuletzt dagegen schmeichelhafte Komplimente. Vor dem Bundesliga-Gipfel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern am Samstag (18.30 Uhr) ruht die jahrelange Feindschaft.

Anders als in Zeiten großer Abneigung ging es zwischen den einstigen Erzrivalen zuletzt erstaunlich harmonisch zu. Diese Annäherung der Führungskräfte schmälert jedoch nicht die sportliche Brisanz. «Auf dem Platz gibt es wieder viele Emotionen. Es muss nicht immer außen herum Theater sein, damit ein Spiel gut wird», sagte Bayerns Weltmeister Jérôme Boateng.

Wie immer vor den Duellen zwischen Branchenprimus und Revierclub verspüren alle Beteiligten den besonderen Nervenkitzel. «In Dortmund zu spielen, ist das schönste Spiel, das es in der Bundesliga gibt. Weil es da am schwierigsten ist, zu gewinnen», kommentierte Thomas Müller.

Dass es auf dem Rasen ähnlich einträchtig zugeht wie während des gemeinsamen Essens der Club-Repräsentanten wenige Stunden zuvor beim Edelitaliener erscheint unwahrscheinlich. Schließlich bietet sich der Borussia die Chance, dem Tabellenführer näher zu rücken. «Wenn wir da verlieren sollten, sind es nur noch drei Punkte. Die Mannschaft ist gewarnt», sagte Philipp Lahm. Der Bayern-Kapitän erinnerte an das glückliche 2:0 vor Saisonbeginn im Supercup an gleicher Stätte: «Da haben wir gesehen, wie eng es ist.»

Nicht nur die bemerkenswerte Bundesliga-Heimserie von 26 Spielen ohne Niederlage schürt beim BVB den Glauben an ein zuletzt selten gewordenes Erfolgserlebnis gegen die Bayern. Darüber hinaus macht die Genesung diverser Stars Mut. «Gegen die Bayern steht uns hoffentlich wieder unsere Mannschaft in kompletter Stärke zur Verfügung. Dann geht die Saison für uns erst richtig los», sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der «Sport Bild».

Selbst Dauerpatient Marco Reus könnte erstmals seit 182 Tagen wieder zum BVB-Kader gehören. Der von einer Schambeinentzündung mit Einriss im Adduktoren-Bereich genesene Nationalspieler hinterließ bei Coach Thomas Tuchel in den vergangenen Tagen mächtig Eindruck. «Es ist ein absoluter Genuss, ihn im Training zu sehen. Er ist auf einem bemerkenswerten spielerischen Niveau», sagte der Tuchel zu Beginn der Länderspielpause. Zumindest ein Kurzeinsatz von Reus erscheint deshalb möglich.

Dagegen dürften die beiden Überläufer Mats Hummels und Mario Götze zur Startelf gehören. Vor allem für Hummels wird das Spiel gegen seinen ehemaligen Club zu einer besonderen Herausforderung. Schließlich muss der einstige Dortmunder Abwehrchef an seiner alten Wirkungsstätte mit ähnlich lauten Pfiffen rechnen wie schon Mitte August im Supercup. Um nicht für noch mehr Aufregung zu sorgen, lehnte Hummels Aussagen zu seiner Rückkehr ab. «Dazu sage ich nichts», antwortete er nach dem Länderspiel in Italien auf Fragen nach dem deutschen Clásico.

Im Vergleich zu Hummels erscheint die Aufgabe für den einstigen Münchner Götze dagegen weniger knifflig. Die Vorbehalte vieler Dortmund-Fans nach seiner Rückkehr zum BVB sind mittlerweile überwunden. Zu gerne würde Götze die Chance nutzen, seine unverkennbaren Fortschritte auch am Samstag auf großer Bühne zu demonstrieren: «Es wird immer besser. Ich bin fit und gut drauf.»

Anders als beim BVB kann bei den Münchnern von einer entspannteren Personalsituation nicht die Rede sein. BVB-Schreck Arjen Robben, der in den vergangenen neun Pflichtspielen gegen Dortmund sieben Mal traf, und Mittelfeldspieler Arturo Vidal drohen auszufallen. Für Javi Martínez, der am Donnerstag wie Robben nicht mit dem Team trainierte, dürfte die Partie in Dortmund noch zu früh kommen.

Definitiv fehlen wird Kingsley Coman, für den das Fußballjahr 2016 wegen einer Knie- und Sprunggelenkverletzung vorzeitig beendet ist. «Man muss das Beste draus machen. Es gibt natürlich bessere Voraussetzungen», sagte Boateng. Dennoch ist seine Zuversicht ungebrochen. Schließlich hat sein Team in diesem Jahr noch kein Bundesligaspiel in der Fremde verloren: «Wir werden uns nicht beklagen, wir haben trotzdem immer noch sehr gute Spieler und eine sehr gute Mannschaft.»

Fotocredits: Ina Fassbender
(dpa)

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