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Underdogs glänzen, Favoriten hinken hinterher

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Düsseldorf – Bayern oben, aber dann: Beim Blick auf die Bundesliga-Tabelle reiben sich die Fans momentan die Augen. Der Rekordmeister aus München steht nach dem 8. Spieltag wie gewohnt an der Spitze, aber sonst ist vieles anders als sonst.

Hinter dem Topfavoriten liegen Leipzig, Hertha, Hoffenheim und Köln auf den nachfolgenden Rängen – erst auf Platz sechs taucht der große Bayern-Rivale Borussia Dortmund auf. Andere Topclubs krebsen im Mittelfeld oder am Tabellenende wie Schalke und Wolfsburg herum.

«Es ist interessant, dass da oben Mannschaften sind, die aus der Underdog-Rolle kommen», befand Borussia Mönchengladbachs Manager Max Eberl nach dem 0:2 in München. Drei Tage zuvor hatte seine Mannschaft in der Champions League noch bei Celtic Glasgow (2:0) geglänzt, an der Isar war sie danach chancen- und kraftlos. «Wir haben noch nicht das Niveau, zweimal hintereinander Champions League zu spielen», meinte Eberl.

Stark auf der europäischen Bühne und dadurch weniger Energie für die Bundesliga: So geht es auch den anderen Königsklassen-Mitstreitern BVB und Bayer Leverkusen. Vizemeister Dortmund war als Bayern-Herausforderer Nummer eins gestartet, liegt aber nach dem mühsamen 3:3 in Ingolstadt schon sechs Punkte hinter den Münchnern.

«Ich verfolge das sehr interessiert, dass Mannschaften wie Hertha, Köln, Leipzig und Hoffenheim, die ja selbst dafür gesorgt haben, dass sie keinen Europapokalstress haben, in diesem Jahr sehr couragiert sind», sagte Hans-Joachim Watzke am Samstagabend im ZDF-Sportstudio. «Die haben keine Doppelbelastung, die können sich die ganze Woche auf ihr Ligaspiel konzentrieren.» Er sei zwar überzeugt, dass Bayern München klarer Favorit sei, es aber eine Menge Mannschaften in dieser Saison gebe, «die deutlich besser sind» als in der Saison zuvor.

Die wohl größte Überraschung ist Aufsteiger Leipzig. Nach dem 3:1 (1:0) über Werder Bremen am Sonntag verbesserten sich das noch immer unbesiegte Team von Trainer Ralph Hasenhüttl auf Rang zwei und liegt nur zwei Punkte hinter Titelverteidiger FC Bayern. Der zweifache Torschütze Naby Keita (42./74.) und der ehemalige Bremer Davie Selke (90.+5) ebneten den Weg zum verdienten Sieg.

Ähnlich überzeugend starteten Hertha BSC und den 1. FC Köln in die Saison. Das Spitzenspiel der beiden Teams dokumentierte die Fortschritte. Dass die Berliner mit 2:1 gegen die zuvor ungeschlagenen Gäste gewannen, war glücklich und dem «lieben Gott im Olympiastadion» zu verdanken, wie Hertha-Coach Pal Dardai zugab. Was sein Team bisher leistete, ist dennoch beeindruckend: Mit 17 Punkten legte die «Alte Dame» den besten Saisonstart seit Einführung der Bundesliga hin.

Für Furore sorgt auch 1899 Hoffenheim mit dem jungen Chefcoach Julian Nagelsmann. Mit dem 3:0 bei Bayer Leverkusen feierten die Kraichgauer den vierten Sieg in Serie und haben nun schon 16 Punkte auf dem Konto – nur nach dem Aufstieg 2008 gab es solche Ausbeute nach acht Spielen.

Der ambitionierte Werksclub rutschte nach der Pleite noch tiefer ins Tabellen-Niemandsland und durch den Eklat von Roger Schmidt in eine Krise. Der Bayer-Coach hatte seinen Kollegen Nagelsmann («Du Spinner») beschimpft und muss nun erneut mit Spielsperren rechnen. Im Februar war er nach dem Skandal im Spiel gegen den BVB, als er sich weigerte nach dem Platzverweis auf die Tribüne zu gehen, mit einer Sperre von fünf Partien bestraft worden – zwei davon wurden auf Bewährung (Frist: 30. Juni 2017) ausgesetzt.

Noch schlechter läuft es beim VfL Wolfsburg, dem Vizemeister und DFB-Pokalsieger von 2015. Nach der Trennung von Trainer Dieter Hecking konnte auch Interimscoach Valérien Ismaël die Niedersachsen nicht auf Erfolgskurs steuern. Im Kellerduell gab es eine 1:3-Klatsche bei Darmstadt 98. Ein Trainerwechsel muss nicht immer Auftrieb geben.

Fotocredits: Andreas Gebert
(dpa)

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