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THW so heiß wie nie: Attacke auf Titelverteidiger Flensburg

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Kiel – Trainer Alfred Gislason ist als bescheidener Mann bekannt, doch jetzt ist er gierig. Zum Abschied will der Coach des Handball-Rekordmeisters THW Kiel alles.

Den DHB-Pokal hat er schon, in einer Woche will er auch den EHF-Cup. Aber besonders reizt ihn in seiner letzten Saison als Bundesligatrainer die Meisterschale. Will er die Trophäe am Saisonende in der Hand halten, muss sein Team am 12. Mai (14.30 Uhr/Sky) im vorentscheidenden Gipfeltreffen um die 53. deutsche Meisterschaft Tabellenführer SG Flensburg-Handewitt unbedingt besiegen.

Schafft der THW den Heimerfolg, wäre er nach Pluspunkten gleichauf mit den Flensburgern (je 56). Die haben allerdings ein Spiel weniger ausgetragen. In den verbleibenden vier Saisonpartien könnten Gislason und die Kieler dann auf einen Fehltritt des Titelverteidigers hoffen. «Ein Sieg im Derby würde den Druck auf Flensburg erhöhen», versichert Gislason. Sechs Meistertitel mit Kiel, einen mit Magdeburg hat der Bundesliga-Trainer bereits. «Noch einen zum Abschluss – das wäre schön», sagt der 59-jährige Isländer.

Die Flensburger lehnen das strikt ab. «Natürlich wollen wir unsere großartige Saison mit dem Titel krönen», betont SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke. Für den Tabellenführer ist die Meisterschale die einzige Trophäe, die er in dieser Saison erobern kann. Bei der Pokalendrunde war er nicht dabei, das Final Four in der Champions League hat er auch verpasst. Deshalb will die SG das 99. Nordderby gewinnen und damit die Luft aus dem Meisterrennen lassen.

«Man kann nicht auf jedes Spiel in der Saison gleich heiß sein wie auf das gegen Flensburg, sonst macht man sich mental kaputt», gestand THW-Rückraumspieler Steffen Weinhold den «Kieler Nachrichten» und gab damit zu: Auf keinen anderen Rivalen freut sich der Rekordmeister so wie auf die Flensburger. 58 Mal hat der THW das Dauerduell gewonnen, 35 Mal die SG. Fünf Spiele endeten remis.

«Die Kieler stehen mehr unter Druck, weil sie den Anschluss zu uns halten wollen», sagt Schmäschke. Sein Team kann selbst bei einer Niederlage am Sonntag den dritten Titelgewinn der Vereinsgeschichte aus eigener Kraft einfahren, weil es nach Minuspunkten im Vorteil ist. «Wir sollten diese Situation auch ein Stück genießen und auf keinen Fall verkrampfen», rät SG-Trainer Maik Machulla.

Die Kieler sind seit 14 Spielen ohne Punktverlust. Das ist beachtlich. Aber das, was die Flensburger zu bieten haben, ist besser: Sie leisteten sich in 29 Bundesliga-Partien nur gegen den SC Magdeburg eine Niederlage. «Wir sind richtig zufrieden. Es ist überragend, was die Mannschaft leistet», lobt Schmäschke das Team. «Wir haben eine viel höhere Konstanz als im letzten Jahr.»

Die beiden Niederlagen im Champions-League-Viertelfinale gegen Telekom Veszprém hat Schmäschke abgehakt. «Wir wären gern beim Final Four in Köln dabei gewesen. Aber wir müssen die Kirche im Dorf lassen: Veszprém ist eine absolute Spitzenmannschaft», sagt der Geschäftsführer. «Aber das ist vorbei. Jetzt heißt es: Volle Konzentration auf die Meisterschaft.»

Fotocredits: Axel Heimken
(dpa)

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