Wintersport

«Raue Luft» für Adler: Springen für den großen Siegerscheck

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Oslo – Extremer Schanzenstress? Nicht für den lässigen Andreas Wellinger. Gut drei Wochen nach seinem Olympiasieg sieht sich der deutsche Vorzeige-Skispringer für die enormen Strapazen von zehn Wettkampftagen, 16 Sprüngen und über 1000 Reisekilometern bestens gewappnet.

«Ich bin vorbereitet, freue mich auf die Schanzen und aufs Skifliegen. Ich freue mich auf die Herausforderung, es werden anstrengende und lange Tage», sagte Wellinger der Deutschen Presse-Agentur vor dem Beginn der sogenannten Raw-Air-Tour, die der Bayer im vergangenen Jahr nach überragenden Leistungen im letzten Moment noch dramatisch auf der Skiflugschanze verlor.

Mit der Qualifikation in Oslo an diesem Freitag beginnen für die Schanzen-Asse nicht nur besondere körperliche Anstrengungen, sondern auch die Jagd nach einem Preisgeld von insgesamt 100 000 Euro. «Raw Air» (Raue Luft) ist ein sportlicher Ausscheidungskampf, auf das erste Wochenende am legendären Holmenkollen folgen weitere Springen in Lillehammer, Trondheim und Vikersund.

Zehn Wettkampftage, jeder Sprung zählt! Der Sieger erhält 60 000  Euro. Wer Vierter wird, bekommt nichts. Mit in das Klassement gerechnet wird auch jede der vier Qualifikationen, die damit noch einmal massiv aufgewertet werden. Auch der Zweite (30 000 Euro) und der Dritte (10 000 Euro) werden für Skisprung-Verhältnisse noch fürstlich entlohnt. Vor der Raw-Air-Tour haben Wellinger und Co. nicht nur die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang, sondern auch eine Skiflug-WM, die Vierschanzentournee und viele weitere Weltcups absolviert.

Nichtsdestotrotz blickt Bundestrainer Werner Schuster der im vergangenen Jahr neu eingeführten Wettkampfserie «mit Vorfreude entgegen». Der Österreicher weiß: «Die nächsten drei Wochen bis zum Saisonfinale in Planica werden den Sportlern noch einmal alles abverlangen.» Wenn die Serie in Skandinavien mit dem Fliegen auf dem Weltrekord-Bakken von Vikersund endet, haben die Sportler eineinhalb Wochen Dauerdruck hinter sich – und dürfen dann noch einmal nach Slowenien reisen, wo zum großen Finale meist Temperaturen von 15 Grad und Sonnenschein herrschen.

Doch sowohl Athleten als auch Trainer empfinden den vollen Kalender nicht als viermonatigen Dauerstress, sondern als Freude. «Wir haben das Privileg, dass wir so viele Wettkämpfe haben dürfen», erklärte der 22 Jahre alte Wellinger, dessen Winter mit Olympia-Gold und Rang zwei bei der Tournee schon gekrönt ist. Trainer Schuster meint sogar: «Der Winter ist zu kurz. Es gibt so viele tolle Veranstalter. Viele  Sportarten beneiden uns.»

Neben Wellinger wollen die DSV-Adler mit dem Gesamtweltcup-Zweiten Richard Freitag und Markus Eisenbichler, der zuletzt überraschend Zweiter in Lahti wurde, ihre Norwegen-Attacke starten. Im Fokus der Angriffe steht der Pole Kamil Stoch, der die versammelte Konkurrenz vergangenes Wochenende in Lahti um über 15 Meter distanzierte und so seine Vormachtstellung festigte. Der 30 Jahre alte Olympiasieger führt auch in der Gesamtwertung und dürfte kaum mehr einzuholen sein, wenn sich Freitag und der Gesamtdritte Wellinger nicht massiv steigern. «Kamil ist der Mann der Stunde», lobt auch Schuster.

Neben dem Trio sind auch Karl Geiger, Stephan Leyhe, Constantin Schmid und Andreas Wank für das deutsche Team nominiert. Trotz der enormen Strapazen kennt der Trainer keine Gnade. «Wir wollen den Rest der Saison noch einmal nutzen, um mit absoluten Topleistungen aufzuwarten. Unser Ziel ist es, die Saison auf einem sehr hohen Niveau zu beenden», sagte der 48-Jährige. An Durchschnaufen und Pause ist dann erst an Ostern wieder zu denken.

Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)

(dpa)

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