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Ost-Fußball-Größen einig: RB Leipzig gut für den Osten

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Leipzig – Geliebt, gehasst und nun auch in obersten Fußball-Kreisen gefürchtet. An Bundesliga-Spitzenreiter RB Leipzig scheiden sich nach wie vor die Geister.

Doch der scheinbar unaufhaltsame Sturm der Sachsen in die Beletage könnte für viele Vereine aus dem Osten auch ein Signal sein. «Für die ostdeutschen Traditionsclubs wie den Halleschen FC oder den 1. FC Magdeburg sollte es auch Ansporn sein», sagte Hermann Winkler, Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes (SFV), der Deutschen Presse-Agentur.

Der sächsische CDU-Europa-Abgeordnete ist vom Weg der «RasenBallsportler» überzeugt. «Wir haben mit Leipzig als DFB-Gründerstadt und mit dem VfB als erstem deutschen Fußball-Meister die Tradition, RB hat dies mit Geld und hervorragender Nachwuchsarbeit sowie mit tollem Konzept zusammengefügt. Davon profitieren alle sächsischen Vereine in der Zukunft», sagte Winkler.

Auch der frühere DFB-Kapitän Michael Ballack hat sich lobend über den Bundesliga-Neuling geäußert: «Es ist einfach großartig, wie sich die Mannschaft und auch die Fans bisher präsentieren», sagte der gebürtige Görlitzer der «Bild». Besonders angetan ist der 40-Jährige von den Auswärtsauftritten. «Das zeugt schon von einer unheimlichen Nervenstärke. Insgesamt bescheinigt Ballack, der im März 2013 sein Abschiedsspiel in der Red Bull Arena austrug, dem jungen Team einen «unbekümmerten, offensiven, aber auch sehr rationalen Fußball».

Sein früherer Kollege bei Bayer Leverkusen, Torjäger Ulf Kirsten, sieht den Emporkömmling etwas kritischer. «Ich respektiere die Leistung und war auch schon ein paarmal im Stadion. Aber das Projekt ist nicht jedermanns Sache. Mit seinem riesigen Potenzial hätte RB schon eher in der Bundesliga sein müssen», sagte Kirsten nach dem RB-Aufstieg im Interview mit der «Leipziger Volkszeitung».

Der ehemalige Torjäger macht keinen Hehl daraus, dass er als langjähriger Dresdner lieber einen Dynamo-Aufstieg vorgezogen hätte. «Für den Ost-Fußball ist jeder Erstligist gut und wichtig, aber ich hätte mir einen anderen Verein ganz oben gewünscht.»

Selbst Ost-Ikone Matthias Sammer äußerte sich in der Vergangenheit positiv über den neuen Leipziger Club. «Ein paar Traditionalisten schreien herum, aber das ist nicht in Ordnung. Wenn es Lok und Chemie Leipzig nach der Wende nicht geschafft haben, ihre Kraft im Interesse des Fußballs vor Ort zu bündeln – dann gibt es immer einen lachenden Dritten», sagte der ehemalige Sportvorstand der Bayern 2014. Aktuell will sich der gebürtige Dresdner aber nicht zur Entwicklung der Roten Bullen äußern – aus strategischen Gründen, wie er sagte.

DDR-Rekordnationalspieler Joachim Streich, der mit großem Interesse den ostdeutschen Fußball verfolgt, bringt es kurz und knapp auf dem Punkt. «Die Zuschauerzahlen bei RB zeigen: Leipzig will Fußball sehen», sagte der 65-Jährige. So sieht es auch sein ehemaliger Libero Klaus Urbanzcyk. Es zeige, dass dort der richtige Weg eingeschlagen worden sei. «Natürlich muss nicht jeder gutheißen, was in der Nachbarstadt geschieht. Aber es sollte sich nicht so ein Hass entwickeln, wie er den Leipzigern entgegenschlägt», sagte die Hallenser Fußball-Legende.

Die Umfragewerte hinsichtlich der Sympathie für den Bundesliga-Spitzenreiter steigen konstant – zuletzt sogar mit zweistelligen Prozentzahlen. RB Leipzig ist in Mitteldeutschland hinter dem FC Bayern und Borussia Dortmund auf Rang drei. Vor allem bei den Attributen wie Leidenschaft, Glaubwürdigkeit, Bodenständigkeit und Sympathie ging es laut einer IRIS-Erhebung im Sommer (Intelligent Research in Sponsoring) steil nach oben.

Fotocredits: Jan Woitas
(dpa)

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