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Leipzig einfach spitze – Coach Ralph Hasenhüttl «stolz»

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Leverkusen – RB Leipzigs Sturmlauf an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga hat selbst die internationale Presse auf den Plan gerufen.

«Dieses Leipzig macht wirklich ernst! Der Verein arbeitet an seinem Ruf als Überraschungsteam Europas», schrieb die spanische «Marca» nach dem 3:2 (1:2) der Sachsen bei Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen. Und die französische Tageszeitung «Le Figaro» fragte: «Der Traum geht für Leipzig weiter. Wo wird das wohl hinführen?»

Das fragen sich viele. Denn die auch nach dem 11. Spieltag weiter ungeschlagene Elf von Coach Ralph Hasenhüttl avancierte mit dem achten Saisonsieg nicht nur zum besten Aufsteiger der Liga-Historie und ersten ostdeutschen Tabellenführer seit Hansa Rostock 1991. Sie überrascht auch immer wieder aufs Neue mit ihrer Gier nach Erfolg, ihrer Fitness und ihrem kompromisslosen Kampf bis zur letzten Minute. «Es ist schön, dass wir die Liga spannender machen», sagte Hasenhüttl, dessen Gegenüber Roger Schmidt dem Konkurrenten schon jetzt einen Platz im kommenden Europacup prophezeite.

«Ich glaube schon, dass wir schwer zu schlagen sind», sagte Hasenhüttl, der beim Training am Samstag wie die Spieler den wartenden Fans geduldig Autogramme gab. Und mit Blick in die Zukunft noch viel wichtiger: «Wir versuchen, unsere Limits selbst zu suchen», sagte Hasenhüttl dem WDR-Hörfunk.

Doch wo liegen die Grenzen? Vor den 27 752 Zuschauern in Leverkusen gab es nur wenige. Rückstände durch Kevin Kampl und Julian Brandt steckten die Leipziger ebenso weg wie Farbbeutelwürfe durch «Idioten» (Hasenhüttl) auf den Team-Bus. Dennoch bemerkte Sieg-Torschütze Willi Orban, man sei aktuell noch nicht zwangsweise eine absolute Spitzenmannschaft, weil die Gegentore «zu naiv» waren.

Auch Hasenhüttl monierte: «Mir war die erste Halbzeit einfach nicht mutig genug.» Wohl wahr, denn auch das 1:1 war kein RB-Produkt, sondern ein Eigentor von Julian Baumgartlinger. Und beim 2:2 durch Emil Forsberg unterlief Bayer-Keeper Leno ein Fauxpas.

Hasenhüttl darf mittlerweile Dinge feststellen, von denen die Liga längst weiß. «Von der Mentalität her eine Wahnsinns-Vorstellung», sagte er zur Psyche seines Teams. Sportdirektor Ralf Rangnick sagte im ZDF-Sportstudio: «Die Mannschaft weiß um ihre Stärken und spielt die im Moment auch tatsächlich aus.»

Die Bayern sind jetzt die Jäger – und nicht wie gewohnt die Gejagten. Am 21. Dezember kommt es zum Duell in München. Rangnick beschäftigt sich damit noch nicht, sagte aber so viel: «Einschüchtern tut uns grundsätzlich nichts.»

Bayerns Weltmeister Mats Hummels und Manuel Neuer haben im Kampf um die Meisterschaft nun auch Leipzig auf der Rechnung. «Ich rechne aber, dass am Ende wir und der BVB um den Titel spielen», meinte Neuer. Wenn er sich da mal nicht irrt. Denn wie es geht, hat 1998 der 1. FC Kaiserslautern gezeigt, der als Aufsteiger Meister wurde. Und in der vergangenen Saison schaffte in England das als Abstiegskandidat gehandelte Leicester City das Wunder und wurde erstmals Meister.

«Ich würde sagen, dass Leipzig den exakt gleichen Weg wie Leicester City gehen kann», sagte BVB-Coach Thomas Tuchel: «Ich denke, das ist keine Eintagsfliege, sondern absolut ernstzunehmen. Das ist zu vergleichen mit dem, was letztes Jahr in England passiert ist.»

Ist die Meisterschaft für Rangnick undenkbar? «Es ist höchst unwahrscheinlich, dass das passiert», sagte er, erinnerte aber auch an das Phänomen Leicester City: «Das war auch undenkbar und ist nachher trotzdem passiert.» Aber es seien noch nicht mal ein Drittel aller Spiele gespielt. «Jedes unserer Spiele war brutal eng und hätte auch in eine andere Richtung gehen können. Deswegen genießen wir momentan jedes einzelne Spiel», sagte der Fußball-«Professor».

Bayer-Sportdirektor Rudi Völler hielt vor den Aufgaben in der Champions League bei ZSKA Moskau am Dienstag und in der Bundesliga bei Bayern München vier Tage später fest: «Wir werden die Hinrunde nicht so abschließen, wie wir sie gern abgeschlossen hätten. Das ist bis jetzt ein bisschen verkorkst und absolut unter unseren Möglichkeiten.»

Fotocredits: Marius Becker
(dpa)

(dpa)

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