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HSV wird der Krise nicht Herr – Kritik vom Ex-Boss

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Köln – Beim Hamburger SV drehten die Fußball-Profis nach der Pleite in Köln schweigend ihre Runden. «Nach der Niederlage läuft die Mannschaft sich den Kopf frei. Die Reservisten trainieren mit Ball auf dem Platz», verkündete der HSV über die sozialen Netzwerke.

Meinungsäußerungen von Spielern, Trainern und Funktionären werde es aber nicht geben, hieß es. Dabei hat der brave Auftritt beim 0:3 in Köln die Führungskrise einmal mehr offengelegt. Seit sich Ex-Chef Bernd Hoffmann in seiner Amtszeit zwischen 2003 und 2011 von sieben Trainern getrennt hat, sind weitere sieben Übungsleiter nicht mehr in Amt und Würden.

Erstmals seit langer Zeit tauchte Hoffmann wieder mit Meinungsäußerungen in der Öffentlichkeit auf. Der ehemalige Vorstandschef wies in der Sendung Sky90 darauf hin, dass die massiven Probleme hauptsächlich in der Vereinsspitze zu suchen seien. Dabei nahm der Kaufmann seinen ehemaligen Weggefährten Dietmar Beiersdorfer und dessen Doppelrolle sowie das Verhalten von Investor Klaus-Michael Kühne ins Visier.

«Alles auf einer Person abzuladen, das kann nicht funktionieren. Aus meiner Sicht braucht man ein Tandem an der Spitze. Der HSV wird nicht umher kommen, sich da neu aufzustellen», forderte Hoffmann. Mit dem momentanen Clubchef Beiersdorfer, der auch die Aufgaben des Sportdirektors inne hat, überwarf er sich 2009. Hoffmann versäumte es seinerzeit, eine Fachkraft an seine Seite zu holen. Er gab viel Geld auf dem Transfermarkt aus und musste dann gehen.

Nun steht Beiersdorfer in der Kritik. Schon nach dem 0:3 gegen Eintracht Frankfurt am achten Bundesliga-Spieltag wurde er von Aufsichtsrat und Kühne-Intimus Karl Gernandt («Es geht sportlich und in der Führung nicht mehr so weiter») in die Verantwortung genommen. Nun könnte es sein, dass demnächst ein Sportdirektor verpflichtet wird. Favorit soll der ehemalige HSV-Kapitän Nico-Jan Hoogma sein.

Eine «rote Linie» forderte Hoffmann auch für Kühne, der elf Prozent der HSV-Anteile hält. Es sei laut Hoffmann «richtig» gewesen, Kühne «mit an Bord zu holen. Es passieren aber Dinge, die einem Gesellschafter, der elf und nicht 91 Prozent hat, nicht zustehen. Es muss klargemacht werden, dass hier nicht der Schwanz mit dem Hund wedelt, sondern andersrum». Kühne hatte sich mehrmals öffentlich zum operativen Geschäft geäußert.

Der Großteil der Zugänge in diesem Sommer wurde mit Kühne-Geld finanziert. 32 Millionen Euro gab der HSV, den Verbindlichkeiten von 90 Millionen Euro drücken, aus. Aber es wurde mit einem Filip Kostic (14 Millionen) oder Alen Halilovic (5) nicht besser.

Der Blick auf die Tabelle offenbart, dass die Skala beim Bundesliga-Dino nach drei harten Jahren mit zwei Relegationen trotz massiver Investitionen weiter nach unten offen ist. Trainer Markus Gisdol und seine Spieler hatten nach dem siebten Spiel nacheinander ohne Tor keine Lösungsansätze parat. «Dass wir auf einmal explodieren und in einem Spiel drei, vier Tore schießen, werden wir so schnell nicht hinbekommen», sagte der Trainer. Am Samstag nun geht es gegen Borussia Dortmund. Club-Idol Uwe Seeler wird 80 Jahre alt und wird vor dem Heimspiel geehrt.

Kapitän Johan Djourou forderte seine Kollegen auf, «positiv» zu bleiben. Er sei sich «sicher», dass der HSV nicht absteigt. Bei zwei Punkten, zwei Toren – selbst die historischen Verlierer von Tasmania Berlin waren 1965/66 nach neun Spielen besser – und drei Platzverweisen sind Zweifel daran erlaubt, dass der HSV auch diesmal den erstmaligen Abstieg verhindern kann.

Fotocredits: Marius Becker
(dpa)

(dpa)

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