Radsport

Etappensieger Schachmann: Lieber Radprofi als Ingenieur

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Venaria Reale – Maximilian Schachmann hat das starke Frühjahr mit dem größten Erfolg seiner noch jungen Karriere gekrönt.

Bei seiner erstaunlichen Siegfahrt in den Skiort Pratonevoso war er auf dem 14 Kilometer langen Schlussanstieg bei seiner ersten Länder-Rundfahrt überhaupt an Coolness und Effektivität nicht zu übertreffen. Der 24 Jahre alte Radprofi aus Berlin-Marzahn ist die Entdeckung des 101. Giro d’Italia – zumindest aus deutscher Sicht.

Schachmann, erst im zweiten Jahr Profi, kontrollierte im Finale der 18. Etappe die Attacken der letzten Begleiter aus der Ausreißergruppe wie ein Altgedienter. Er wurde nicht einmal unruhig, als der schon abgehängte spanische Routinier Ruben Plaza einen Kilometer vor dem Ziel wieder aufschloss. «Ich war mir sicher, dass ich mich auf meinen Sprint auf den letzten 500 Metern verlassen konnte», sagte Schachmann der Deutschen Presse-Agentur in Pratonevoso.

Der Berliner war furios in den Giro gestartet. Mit einer Top-Ten- Platzierung im Prolog in Jerusalem holte er das Trikot des besten Jungprofis. In seinem Quick Step-Team, für das auch schon Tony Martin und Marcel Kittel fuhren, hatte er eine freie Rolle. «Er soll sich hier ausprobieren, soll testen, wie es ist, auf das Gesamtklassement zu fahren», erklärte Davide Bramati, sportlicher Leiter bei den Belgiern, die Aufgabe des Rundfahrt-Neulings vor dem Giro-Start.

Am vergangenen Wochenende kam nach dem gelungenen Auftakt – der nicht unerwartete – Einbruch. Ursache war eine Erkrankung der Atemwege. «Ob das eine Allergie ist oder ob ein kleiner Infekt, wissen wir nicht», meinte Schachmann. Am Donnerstag kam die Wende. Der Newcomer fühlte sich wieder fit, ging sofort in die Offensive und krönte sein Comeback mit dem Coup von Pratonevoso: Über elf Minuten kam er vor dem Mann im Rosa Trikot, Simon Yates, ins Ziel.

Aus der Not hatte Schachmann eine Tugend gemacht, eigentlich hatte er das Gesamtklassement im Blick. Die gesundheitlichen Probleme ließen ihn umschwenken und Tageserfolge ins Visier nehmen. Diese Entschlossenheit, es trotz Rückschlägen immer neu zu versuchen, ist neben Schachmanns körperlichen Qualitäten als Zeit- und Bergfahrer eine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere.

Der Quick-Step-Profi hatte sich bereits in der Vorsaison nach einer schweren Verletzung, einem Trümmerbruch in der Ferse, wieder hochgearbeitet. «Der Knochen war in zwölf Teile gesplittert. Kein Teil war da, wo er hätte sein sollen», berichtete er. Nach Operation, Reha und Aufbautraining begann er die aktuelle Saison extrem stark mit einem Etappensieg bei der Katalonien-Rundfahrt und dem achten Platz beim Klassiker Flèche Wallone, bei dem er seinem Kapitän Julien Alaphilippe den Weg zum Sieg geebnet hatte.

Radsport ist nicht Schachmanns einzige Berufsperspektive. «Nach dem Abitur habe ich mich aufs Radfahren konzentriert. Ich habe mir aber auch gesagt, wenn ich bis zum Alter von 23 Jahren nicht Profi bin, gehe ich zur Uni. Ich wollte Wirtschafts-Ingenieurswesen studieren», erzählte er in Pratonevoso. Die aktuelle Entwicklung spricht für den Radsport. «Wirtschaftstexte lese ich in der Freizeit aber immer noch», verriet Schachmann.

Fotocredits: Yuzuru Sunada
(dpa)

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