Radsport

Entertainer und Buhmann – Sagan ein Mann der Extreme

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Vittel – Wenigstens Peter Sagans schwangere Frau Katarina darf sich auf gemeinsame Stunden in den nächsten Tagen freuen, die Tour de France verliert dagegen ihre Hauptattraktion.

Mit dem Ausschluss des Weltmeisters wegen des Ellbogenchecks gegen Mark Cavendish im Sprintfinale der vierten Etappe am Dienstag in Vittel verabschiedet sich auch der Spaßvogel, Showstar und Leistungsträger der Rundfahrt – als Buhmann.

Sein Abgang hatte aber Stil. Sagan verlor kein böses Wort gegen die Jury, entschuldigte sich beim verletzten Briten Cavendish und akzeptierte zähneknirschend die Entscheidung. Für den Slowaken ist es die dunkelste Stunde seiner Radsport-Karriere – innerhalb von nur 24 Stunden verwandelte er sich vom strahlenden Etappensieger in Longwy zum bösen Buben. Eine Rolle, die der 27-Jährige bislang noch nicht kannte. Denn Sagan ist der Entertainer des Pelotons, seine Pressekonferenzen garantieren genauso wie seine halsbrecherischen Abfahrten höchsten Unterhaltungswert. Sagan ist immer am Limit.

So ist er bereits in jungen Jahren die mit Abstand schillerndste Figur im Peloton. Mit seinen langen Haaren kommt er wie ein Rockstar daher. Immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Mal übt er sich als Sänger, oder er läuft wie nach seinem Sieg in Longwy hyperaktiv mit einer übergroßen MotoCross-Brille durch den Zielbereich. Bei der Flandern-Rundfahrt kniff er auf dem Podium auch schon mal einer Hostesse in den Po, wofür er sich anschließend entschuldigen musste. Oder er klopft sich auf die Brust wie Matthew McConaughey im Kinoschlager «Wolf of Wall Street».

«Das Leben ist zu kurz, um traurig zu sein», lautet Sagans Maxime. Doch der Slowake hat nicht nur eine große Klappe, er ist auch in erster Linie ein herausragender Radprofi. Er kann mitunter Rennen ohne einen Helfer gewinnen, wie etwa bei der brutal schweren WM 2016 in Doha. Bei der Tour gewann er fünfmal in Serie das Grüne Trikot des Punktbesten, in diesem Jahr wäre der Rekord von Erik Zabel fällig gewesen. Mit seiner Vielseitigkeit ist er den Konkurrenten haushoch überlegen.

Es ist dieses grenzenlose Selbstbewusstsein, dieser ausgeprägte Mut zum Risiko und diese Schlagfertigkeit, die ihn so auszeichnet. Auf die Fragen, warum er denn so angriffslustig sei, hat der «Saganator» auch gern mal eine passende Macho-Antwort parat: «Weil ich Big Balls habe.» Wie kaum ein anderer Fahrer beherrscht er sein Rennrad. Als früherer Junioren-Weltmeister auf dem Mountainbike ist er ein Abfahrtskünstler und nimmt dabei der Konkurrenz auch mal eine halbe Minute ab.

So ist Sagan die rund vier Millionen Euro pro Jahr, die sein deutsches Bora-hansgrohe-Team überweist, jeden Cent wert. «Die Verpflichtung von Peter zahlt sich schon die ganze Saison aus. Die Media-Werte sind extrem hoch. Er ist ein spezieller Typ, deshalb bezahlen wir ihm auch relativ viel Geld», sagte Teamchef Ralph Denk. Mit dem Sagan-Hype ist es die nächsten Wochen aber vorbei, nun müssen andere Fahrer für Schlagzeilen sorgen.

Fotocredits: Dirk Waem
(dpa)

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