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DTB-Damen wollen ohne Kerber im Fed Cup überraschen

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Lahaina – Neben den Mitgliedern des deutschen Fed-Cup-Teams waren drei Bauarbeiter die einzigen Zaungäste beim ersten Training der deutschen Tennis-Damen vor dem Duell mit den USA auf Hawaii.

Andrea Petkovic drehte sich mehrmals um die eigene Achse, warf nassgeschwitzt Kusshände ins Publikum, klopfte sich grinsend mit der Faust gegen die Brust und rief den Zuschauern «Thank you, thank you» zu. Die Bauarbeiter auf der Stirnseite des Center Courts in der Royal Lahaina Tennis Ranch unterbrachen kurz ihr Tun und winkten feixend zurück.

Seit dem 7. Februar bereiten sich Petkovic & Co. in der palmenumsäumten Arena mit den Betonbänken und dem Blick auf den Pazifik an der Nordwestküste der Insel Maui auf die Partie gegen den Rekordsieger des prestigevollen Mannschaftswettbewerbs vor. Und trotz einer verspäteten und chaotischen Anreise und des Fehlens ihrer Führungskraft Angelique Kerber sind Bundestrainerin Barbara Rittner und ihr neu zusammengestelltes Team mit den erfahrenen Spielerinnen Petkovic und Julia Görges sowie den Neulingen Laura Siegemund und Carina Witthöft um demonstrativ gute Laune und Optimismus bemüht.

«Ich glaube, dass wir mit unserem guten Teamgeist für eine Überraschung sorgen können», sagte Petkovic. Die extrovertierte Darmstädterin ist als Weltranglisten-51. eigentlich die deutsche Nummer zwei hinter Siegemund (38.), aufgrund ihrer Erfahrung und Ausstrahlung aber die gefühlte Nummer eins im deutschen Team.

«Ich hoffe und glaube, dass sie das Fehlen von Angie auch als Chance ansehen», sagte Rittner über ihr Quartett für das Unternehmen Halbfinal-Einzug. Die Weltranglisten-Zweite und zweimalige Grand-Slam-Turniersiegerin Kerber hatte ihren Auftritt im Nationaltrikot schon vor den Australian Open abgesagt, weil in der kommenden Woche bereits das wichtige WTA-Turnier in Doha ansteht. Per SMS wünschte die Kielerin der Mannschaft aber «eine gute Vorbereitung» und übermittelte: «Ich bin in Gedanken bei euch.»

Eine Kerber in der Topform des vergangenen Jahres wäre für die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes an diesem Wochenende vermutlich die halbe Garantie auf einen Erfolg und den Einzug in die Vorschlussrunde gegen Tschechien oder Spanien Ende April.

So aber gehen die DTB-Damen gegen die Australian-Open-Halbfinalistin und Kerber-Bezwingerin CoCo Vandeweghe, die Melbourne-Doppel-Siegerin Bethanie Mattek-Sands sowie Alison Riske und Shelby Rodgers als Außenseiterinnen in die Partie. «Sie sind auf jeden Fall Favorit, eher sogar siebzig zu dreißig als sechzig zu vierzig», sagte Rittner.

Nur wenige Minuten nach der Übungseinheit bei knapp 30 Grad in der Sonne sitzt die Teamchefin in ihrem Zimmer 4035 im vierten Stock des Mannschaftshotels auf einem Korbstuhl vor einem traditionellen hawaiianischen Gemälde. Während des Gesprächs muss die 43-Jährige immer wieder kurz gähnen – auch ihr sind der «echt harte» Hinflug und die Zeitverschiebung von elf Stunden im Vergleich zu Deutschland anzumerken. «Wir müssen sehen, ob CoCo ihrer Favoritenrolle gerecht wird. Wenn sie ihre Leistung abruft und konstant so spielt wie in Australien, wird es sehr, sehr schwer», sagte die Bundestrainerin.

Doch bis zur Auslosung am Freitag und dem ersten Aufschlag am Samstag (22.00 Uhr MEZ/live im Internet-Streamingdienst DAZN) sollen der Jetlag überwunden und der Optimismus des Außenseiters noch gewachsen sein. Wegen eines Planungsfehlers beim beauftragten Reisebüro flog die Mannschaft erst am Montag statt wie geplant schon am Sonntag nach Hawaii. Dann gab es keine Plätze mehr für alle zusammen, ausgerechnet Debütantin Witthöft landete plötzlich ganz alleine in einem Flieger von London nach Calgary, während der Rest über Vancouver anreiste.

Dort stand die Maschine wegen Schneefalls zwei Stunden auf dem Rollfeld und musste enteist werden. Endlich auf dem Flughafen Kahului angekommen, ging es mit einem Shuttle-Bus nochmals quer über die Insel, so dass die kleine deutsche Delegation erst gegen 0.30 Uhr im Hotel war. Dort allerdings gab es nichts mehr zu essen und zu trinken – nicht einmal eine Flasche Wasser stand in den Zimmern.

Dafür wurde Rittner von einer riesigen Kakerlake begrüßt, die unter dem Bett hervorkam und von ihr mit einem Waschlappen eingefangen wurde. «Manchmal ist es gut, wenn man vorher nicht weiß, was einen so erwartet», sagte Rittner. «Jetzt kann es nur noch besser werden.»

Fotocredits: Wolfgang Müller
(dpa)

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