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WTA Finals: Kerber verpasst perfekten Abschluss

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Singapur – Mit dem kleinen Silberteller in den Händen nahm Angelique Kerber bei der Siegerehrung der WTA Finals diesmal nur die Nebenrolle ein. Durch das 3:6, 4:6 gegen Überraschungssiegerin Dominika Cibulkova verpasste die Nummer eins den perfekten Abschluss ihrer Tennis-Saison.

Enttäuscht stand die 28-Jährige nach dem Endspiel mit einem Blumenstrauß auf dem Centre Court von Singapur, lächeln konnte sie nach ihrem letzten Match der Saison aber trotzdem. «Es war das beste Jahr meiner Karriere. Ich habe alles gegeben, alles, was ich noch hatte», sagte Kerber mit leicht stockender Stimme.

Als wenige Minuten zuvor ein Netzroller bei Cibulkovas viertem Matchball für die Kielerin unerreichbar hinter dem Netz aufgeploppt war, war eine spannende Schlussphase ohne Happy End zu Ende gegangen. Für die erste deutsche WM-Finalistin seit Steffi Graf 1996 blieb die Krönung aus. Die 27-jährige Slowakin stattdessen feierte ihren größten Erfolg.

«Cibulkova war die bessere Spielerin, Angie hat ein bisschen die Kraft gefehlt, die Länge in den Ballwechseln», sagte Bundestrainerin Barbara Rittner im ZDF. «Hut ab: Cibulkova hat verdient gewonnen.»

Der vor Energie strotzenden Powerfrau Cibulkova hatte Kerber vor rund 8000 Zuschauern nicht genügend entgegenzusetzen. Ihre Final-Erfahrung der vergangenen Monate reichte ihr nicht, um erste deutsche Masters-Siegerin seit 20 Jahren zu werden. So musste die «Spielerin des Jahres» der WTA zusehen, wie ihre Rivalin im Konfettiregen den Pokal in die Höhe reckte. «Du warst eine Inspiration für mich in diesem Jahr», sagte Cibulkova, «mit harter Arbeit ist alles möglich.»

Dennoch wird sich die Weltranglisten-Erste im nun anstehenden Urlaub an märchenhafte Momente eines Wahnsinnsjahres zurückerinnern. Der Final-Einzug brachte ihr 1,1 Millionen Euro ein. Laut der WTA verdiente Kerber erst als Zweite nach der US-Amerikanerin Serena Williams mehr als zehn Millionen Dollar Preisgeld in einer Saison. Es ist eine beeindruckende Summe, die sich aus geschichtsträchtigen Matches zusammenaddiert hat. Nach der Sensation bei den Australian Open verlor die 28-Jährige in Wimbledon erst im Endspiel gegen Serena Williams. Bei den US Open stieg die Olympia-Zweite von Rio zur Nummer eins und zweifachen Grand-Slam-Siegerin auf. Auch in Singapur lief es bis zum Halbfinale bestens, Kerber fertigte die polnische Vorjahressiegerin Agnieszka Radwanska am Samstag mühelos 6:2, 6:1 ab.

Bei einer Lichtershow und mit einem Einlaufmädchen an der Hand betrat die Schleswig-Holsteinerin für ihr achtes Finale der Saison den Centre Court. Furchtlos legte WM-Debütantin Cibulkova los und hämmerte für Kerber unerreichbare Bälle ins Feld. Nach nur acht Minuten stand es 0:3, dann holte die Favoritin ihr erstes Spiel. Doch immer wieder ließ Cibulkova die Nummer eins schlecht aussehen.

«Den Fight annehmen und richtig Gas geben», forderte Trainer Torben Beltz beim Seitenwechsel nach dem 3:6. Am ersten Turniertag war die slowakische Australian-Open-Finalistin von 2014, die sich auf Weltranglistenplatz fünf verbessern wird, Kerbers schwierigste Hürde gewesen und hatte die Topgesetzte in einen dritten Satz gezwungen. Diesmal war es die Kielerin, die versuchte, zurückzukehren. Als sie sich beim 1:1 im zweiten Satz den Vorteil holte, schrie sie ihre Anspannung heraus. Beim 2:1 ballte die Olympia-Zweite die Fäuste in Richtung Box.

Doch zum 3:4 verlor Kerber erneut ihren Aufschlag. Beltz eilte ein zweites Mal auf den Platz und redete auf seinen Schützling ein. Kerber haderte – und musste kurz darauf ihrer Kontrahentin zum Titel gratulieren, nachdem Cibulkova die ersten drei Matchbälle vergeben hatte. Den vierten nutzte sie mit etwas Glück.

Fotocredits: Wallace Woon,Wallace Woon,Wallace Woon,Wallace Woon,Wallace Woon,Wallace Woon
(dpa)

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