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WM-Halbfinalist Norwegen: «Wir können jetzt jeden schlagen»

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Paris – Eigentlich hätten sie an der Handball-WM in Frankreich gar nicht teilnehmen sollen. Nun stehen die Norweger im Halbfinale und sorgen für reichlich Furore.

Mit 31:28 (17:10) gewannen die Skandinavier ihr Viertelfinalspiel gegen Dänemark-Bezwinger Ungarn und treffen in der Runde der letzten Vier auf Ex-Weltmeister Kroatien. «Wir sind so gut drauf und richtig hungrig», frohlockte Rückraumspieler Sander Sagosen und prophezeite: «Wir können jetzt jeden schlagen.»

Norwegens Team hat etwas mit der dänischen Fußball-Nationalmannschaft gemein, die 1992 als Nachrücker für das aus politischen Gründen gesperrte Jugoslawien zur EM fahren durfte – und den Titel gewann. Die Norweger waren im Juni vergangenen Jahres in der WM-Qualifikation an Slowenien gescheitert (18:24, 29:27). Aus der Traum! Doch dann hatte der Weltverband IHF ein Herz für die Nordländer und schenkte dem EM-Vierten von 2016 eine Wildcard für das Turnier. Jene Wildcard, die Deutschland zwei Jahre zuvor als nichtqualifiziertes Team für die WM in Katar erhalten hatte. Die «Bad Boys» wurden damals Siebte. Norwegen ist schon jetzt mindestens Vierter und damit so gut wie nie. Beste WM-Platzierung bisher: Sechster 1958.

«Wir trauen uns das Finale zu», sagte Sagosen, der als einer der Stars im Team in der nächsten Saison zum Vereinskrösus Paris Saint-Germain wechselt, wo schon Uwe Gensheimer spielt. Im Endspiel am Sonntag wird Gastgeber Frankreich erwartet. Der Titelverteidiger hat im Viertelfinale Schweden (33:30) nach hartem Kampf aus dem Turnier geworfen. Im Halbfinale hat er es mit Slowenien zu tun. «Auch vor Frankreich haben wir keine Angst», beteuerte Sagosen.

Damit hat der 21-Jährige wohl recht. Denn in der Vorrunde standen sich beide Teams bereits gegenüber. Zwar gewannen die Franzosen mit 31:28, aber die Norweger schüttelten den fünfmaligen Champion arg durcheinander. Die Truppe von Trainer Christian Berge kommt von Spiel zu Spiel besser in Fahrt. Die Equipe Tricolore indes mit den erfahrenen Thierry Omeyer (40 Jahre), Daniel Narcisse (37) und Nikola Karabatic (32) muss um Substanzverlust fürchten.

Auch gegen Schweden verrichteten die Franzosen Schwerstarbeit. Weil es phasenweise nicht lief und sie zu verlieren drohten, stimmten die 28 000 Zuschauer im ausverkauften Fußballstadion von Lille zwischendurch die Marseillaise an. Es wirkte. Mit Kraftakten und einem Torwartwechsel – Omeyer bekam nichts zu fassen – bogen sie die Niederlage ab. Frankreichs Rückraumspieler Kentin Mahe von der SG Flensburg-Handewitt nennt seine Mission: «Wir haben eine Riesenbegeisterungswelle im Land. Die wollen wir bis zum Finale am Leben erhalten und uns mit dem Titel bedanken.»

Fotocredits: David Vincent
(dpa)

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