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Schritt nach vorn trotz HSV-Minusserie

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Hamburg – Besondere Freude kommt bei Markus Gisdol vor seinem einjährigen Jubiläum beim Hamburger SV nicht auf. Denn Zeit zum Innehalten bleibt vor dem Bundesligaspiel am Sonntag (18.00 Uhr) bei Bayer Leverkusen nicht – dafür ist die Lage zu ernst.

Mit akribischer Arbeit will der 48-Jährige, der am 26. September 2016 beim HSV den Schleudersitz von Bruno Labbadia übernommen hat, die Hanseaten wieder auf Kurs bringen.

Mit nur einem Punkt aus fünf Partien startete Gisdol damals das Unterfangen Klassenverbleib, das am Ende gelang. Aktuell stehen nach dem ordentlichen Start immerhin sechs Zähler auf dem Konto. Nach zuletzt drei Pleiten in Folge stellt sich aber die Frage: Hat der Schwabe beim HSV überhaupt etwas bewegt?

Auf dem Platz ist Gisdols Handschrift zu erkennen, auch wenn ihm derzeit Spieltag für Spieltag die Leistungsträger wegbrechen und er immer wieder umplanen muss. Das laufintensive Spiel, das frühe Stören des Gegners hat die Hamburger Zweckgemeinschaft längst verinnerlicht und nervte sogar das Starensemble von Borussia Dortmund (0:3). «Vieles in der Entwicklung der Mannschaft ist auf dem richtigen Weg», behauptet der Cheftrainer. «Wenn wir die Leistung weiter so bringen, werden wir die Punkte machen in den nächsten Wochen».

Sein Problem: Durch die Ausfälle von Nicolai Müller, Filip Kostic und Aaron Hunt ist ihm eine komplette Offensiv-Achse weggebrochen – die Automatismen im Angriff fehlen. Zudem ist Bobby Wood wegen einer Kniereizung außer Tritt. Nur die Neuen, André Hahn und Sejad Salihovic, versuchen sich in Torschüssen – das Resultat ist dürftig.

Zwar stabilisierte Gisdol schon in der Rückrunde der Vorsaison die Abwehr – eine Lösung für die Linksverteidiger-Position hat er nach der Verletzung von Rick van Drongelen aber nicht parat. Douglas Santos wollte weg und spielt nun doch, Gotoku Sakai setzte er auf die Bank, zuletzt nahm er den kriselnden Kapitän ohne Erfolg wieder rein.

Gisdol mahnte wiederholt, dass man im Abwehrverbund zu schlecht besetzt sei. Die Kadergröße von 25 Feldspielern ist nicht gerade üppig. «Ich weiß nicht, ob das dünn ist. Wichtig ist, dass sich ein Stamm herauskristallisiert. Ich glaube, wir sind kompakt aufgestellt», betont Vorstandschef Heribert Bruchhagen, der die aufkommende Unruhe an der Elbe bisher gut wegmoderiert.

Störfeuer gibt es aber immer wieder. Investor Klaus-Michael Kühne äußert sich gefühlt im Wochenrhythmus kritisch und sogar HSV-Idol Uwe Seeler monierte zuletzt die Zusammenstellung des Kaders. Kühne setzt allerdings auf Gisdol – ein Kredit, der nicht unwichtig ist.

Nach der Leverkusen-Reise kommt dann auch noch Werder Bremen in den Volkspark. Spätestens dann sollte etwas Zählbares herausspringen für den HSV. Und wenn nicht, dann wird Routinier Bruchhagen dafür sorgen, dass Gisdol in Ruhe weiterarbeiten kann. Denn der 69-Jährige lässt sich nicht so schnell zu populistischen Handlungen verleiten und weiß, dass ein möglicher Wechsel auf der Trainerposition in der Vergangenheit wenig Gutes gebracht, aber viel Geld gekostet hat. Der ehemalige Hoffenheimer Gisdol ist immerhin der 21. HSV-Übungsleiter in den vergangenen 19 Jahren.

Fotocredits: Daniel Reinhardt
(dpa)

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