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Hannover und die Frage: Reicht das für den Nicht-Abstieg?

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Marbella – Am ersten richtigen Tag des Trainingslagers in Südspanien ging ausnahmsweise mal nichts schief bei Hannover 96. Um 10 Uhr morgens standen die Spieler bei 14 Grad und Sonnenschein auf ihrem Übungsplatz. Niemand hatte sich verspätet, niemand verletzt.

Am Tag zuvor hatte der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga sein Hotel in Marbella erst nach einer 14-stündigen Anreise erreicht. Ein Bremssystem des Flugzeugs war kaputt. Ein bisschen sah das so aus, als hätte sich nach einer Hinrunde voller sportlicher Rückschläge, verletzter Leistungsträger und interner Streitigkeiten in dieser Saison «wirklich etwas gegen uns verschworen» (Manager Horst Heldt).

Wie soll der Abstieg vermieden und wie der Vier-Punkte-Rückstand auf die rettenden Plätze noch aufgeholt werden? Das sind die Kernfragen, die sich die 96er erst in Marbella und dann ab dem 19. Januar in den letzten 17 Spielen dieser Saison stellen müssen. Zumindest eine erste Antwort darauf fällt ziemlich überraschend aus: Mit deutlich weniger Personalwechseln, als das zu erwarten und auch angekündigt war.

Kevin Akpoguma (1899 Hoffenheim) für die Abwehr und Nicolai Müller (Eintracht Frankfurt) für das offensive Mittelfeld: Das sind bislang und möglicherweise sogar endgültig die beiden einzigen Spieler, mit denen sich Hannover im Abstiegskampf verstärkt. Ein Ersatz für den verletzten Niclas Füllkrug? Ist nicht mehr sicher. Ein weiterer Neuzugang für’s Mittelfeld? Kann erst dann ohne Bauchschmerzen verpflichtet werden, wenn vorher der Norweger Iver Fossum geht.

Trainer André Breitenreiter reicht das offensichtlich nicht aus. «Wir brauchen Spieler», sagte er in Marbella in einem NDR-Interview. Vor allem in der Offensive sind erhebliche Zweifel angebracht, ob Hannover in dieser Besetzung mindestens drei Mannschaften in der Bundesliga-Rückrunde hinter sich lassen kann.

Bobby Wood und Aufsteiger Hendrik Weydandt trafen in dieser Saison jeweils erst drei Mal. Takuma Asano war bislang weder als Vorbereiter noch als Torschütze an irgendeinem Hannoveraner Treffer beteiligt.

Und dann kam in diesem Winter auf jeden Neuzugang bislang auch noch ein verletzter Hoffnungsträger. Torjäger Füllkrug wird mit einem Knorpelschaden im Knie noch mehrere Monate ausfallen. Auch Toptalent Linton Maina ist zum Rückrundenstart nicht fit. Er muss in diesen Tagen am Meniskus operiert werden. Von einer «Erhöhung des Konkurrenzkampfes im Team», wie ihn Breitenreiter schon nach dem Ende der Hinrunde gefordert hatte, kann zumindest aktuell keine Rede sein.

Das Problem der 96er ist: Sie haben über Spieler wie Maximilian Philipp von Borussia Dortmund oder Vincenzo Grifo von 1899 Hoffenheim zwar nachgedacht. Sie können sich aber keinen von ihnen leisten. Schon jetzt kalkuliert der Verein mit einem Minus von 17 Millionen Euro für die laufende Saison – auch weil bereits im Sommer rund 18 Millionen in Spieler wie Walace oder Haraguchi investiert wurden.

Ein Desaster wie vor drei Jahren darf sich deshalb nach Auffassung von Clubchef Martin Kind nicht wiederholen. Im Januar 2016 ging Hannover 96 als Tabellenletzter in die Wintervorbereitung, verbrannte für Transfers wie Hugo Almeida, Hotaru Yamaguchi oder Iver Fossum viel Geld – und stieg am Ende der Saison trotzdem mit riesigem Rückstand ab. «Jetzt warten wir erst mal das Trainingslager ab», sagte Kind der «Neuen Presse» vor dem Abflug nach Marbella. «Da werden wir ja sehen, ob noch weiterer Bedarf besteht.»

Vorerst wird der prominenteste Neuzugang in Hannover erst im Sommer einsteigen und dann auch nur das Management verstärken. In Marbella gab der Verein die Rückkehr des langjährigen 96-Profis Jan Schlaudraff bekannt: als Assistent der Sportlichen Leitung.

Fotocredits: Swen Pförtner
(dpa)

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