Leichtathletik

DLV vor extremen Jahren: Wüsten-WM – Olympia im Glutofen

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Berlin – Für die deutschen Leichtathleten werden 2019 und 2020 zu Jahren der Extreme. Nach der EM in Berlin beginnt die Planung und Vorbereitung für die WM 2019 in Katar und die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.

Die äußerst ungünstige Terminkonstellation und die zu erwartende große Hitze an beiden Schauplätzen bereiten dem Deutschen Leichtathletik-Verband und seinen Topsportlern großes Kopfzerbrechen.

«Das hat jemand entschieden, der noch nie in seinem Leben Sport gemacht hat», schimpfte Christina Schwanitz, Ex-Weltmeisterin im Kugelstoßen von 2015, über die WM-Vergabe nach Doha und den späten Austragungszeitpunkt vom 28. September bis 6. Oktober im nächsten Jahr. Von Mai bis Oktober müsse man fit bleiben und «im Oktober am fittesten» sein. «Es ist schade, dass Geld mehr wert ist als der Sportler. Um den geht es nicht», schimpfte die Chemnitzerin. Hinzu komme, dass die Zeit bis zu den Tokio-Spielen ungewohnt kurz sei: «Man hat keine Zeit, sich normal in seinem Rhythmus vorzubereiten.»

DLV-Chefbundestrainer Idriss Gonschinska beschäftigt sich mit seinem Stab schon seit zwei Jahren mit dieser komplizierten Konstellation. Statt zu jammern, sucht er nach möglichst optimalen Lösungen. «Man muss die ganze Statik der nächsten Saison verschieben, später einsteigen und spät den Formaufbau zur WM realisieren», erklärte er.

Die deutschen Meisterschaften werden als letzte Qualifikation am 3./4. August 2019 in Berlin ausgetragen – acht statt wie bisher zwei, drei Wochen vor einer WM. «Das ist eine Herausforderung», meint Gonschinska. Damit die Athleten bis zur WM ihre Form testen können, sind Starts bei den drei Diamond-League-Meetings in Birmingham, Zürich und Brüssel möglich. «Das passt ganz gut rein. Man braucht ja Wettkämpfe, um die maximale Leistung auszuprägen», sagte er.

Vorschreiben will der DLV seinen Athleten, die auch Geld verdienen wollen, nicht, wie sie bis zu den Sommerspielen 2020 planen sollen. «Ich bin nicht derjenige, der Vorgaben macht. Ich möchte lieber inhaltlich überzeugen im Sinne von Prozessberatung», sagte Gonschinska. Verständnis hat er für die deutschen Marathonläufer, die angesichts zu erwarteter Extremhitze in Katar und trotz Mitternachts-Starts einen WM-Verzicht erwägen: «Das kann ich nachvollziehen.»

Der Weltverband sorgt sich darum nicht. Bei der Veröffentlichung des Zeitplans im Mai auf der Homepage der IAAF wurde der nächtliche 42,195 Kilometer-Lauf als Attraktion mit «atemberaubenden Bildern» für das Fernsehen angepriesen: «Die Lichter entlang der gesamten Strecke werden den ganzen Marathon zum Leben erwecken.»

Wenn die DLV-Asse die WM überstanden haben, müssen sie schon rasch an die Spiele in Tokio denken, die vom 24. Juli bis 9. August 2020 ausgetragen werden. Nach der unglaublichen Hitze mit Temperaturen bis zu 41 Grad Celsius und vielen Hitzetoten in diesem Sommer in Japans Hauptstadt wächst dort die Sorge. Deshalb wird eine Zeitumstellung erwogen. Klüger waren die Organisatoren der Sommerspiele 1964 in Tokio, die das Großereignis gleich für den milderen Oktober planten.

Katar oder Tokio – ist das den Athleten noch zumutbar? «In Berlin hatten wir während der EM auch Tage mit bis zu 40 Grad Celsius», sagte Gonschinska. «Wir müssen halt die methodischen Lösungen finden, um Erfolg wahrscheinlich zu machen.»

Fotocredits: Bernd Thissen
(dpa)

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