Leichtathletik

DLV-Chef: Kein WM-Start von Russland

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Düsseldorf – Für den Deutschen Leichtathletik-Verband kommt eine Aufhebung der Suspendierung Russlands nach den Aussagen von Whistleblower Andrej Dimitrijew über Verstöße gegen Anti-Doping-Auflagen nicht infrage.

«Russland kann nicht mit einer offiziellen Mannschaft bei der WM im August in London starten», sagte DLV-Präsident Clemens Prokop der Deutschen Presse-Agentur. Das ARD-Interview mit Dimitrijew belege ein weiteres Mal, «dass die Reformen nicht umfassend greifen und die Vorgaben der Weltverbandes IAAF nicht umgesetzt werden».

Der russische Whistleblower hatte in dem ARD-Beitrag behauptet, dass der doping-belastete einstige Erfolgstrainer Wladimir Kasarin trotz seiner Suspendierung offenbar weiter aktiv mit Leichtathleten arbeite. Dmitrijew filmte in Russland mit versteckter Kamera. Auf einem Video vom 12. Januar dieses Jahres taucht dabei angeblich Kasarin in einer Sporthalle in Tscheljabinsk auf.

Unterdessen ist die Task-Force des Weltverbandes IAAF unter der Leitung von Rune Hansen zu einer zweitägigen Inspektionsreise nach Moskau aufgebrochen. Es sei eine der regelmäßigen Visiten in Moskau, die bereits vor einigen Wochen geplant gewesen sei, bestätigte ein IAAF-Sprecher der dpa. «Der ARD-Beitrag dürfte dabei sicher ein Thema sein», sagte Prokop.

Task-Force-Chef Andersen hatte sich im Dezember am Rande des IAAF-Kongress in Monte Carlo noch vorsichtig optimistisch gezeigt, dass auf der Councilsitzung des Weltverbandes am 27. Februar möglicherweise über einen Fahrplan zur Aufhebung der Suspendierung Russlands entschieden werden könnte. Möglicherweise könnten die Vorwürfe des russischen Leichtathleten und Insiders Dimitrijew, der von «Heuchelei und Lügen» in seinem Land sprach, zu weiteren Verzögerungen im Integrationsprozess führen.

Allerdings könnten auch im Fall, dass die Suspendierung bis zur WM vom 5. bis 13. August nicht aufgehoben werden sollte, Leichtathleten aus Russland an den Start gehen. Die IAAF will russischen Sportlern eine WM-Teilnahme unter neutraler Flagge erlauben, wenn sie nachweisen, dass sie weder absichtlich noch unwissentlich in das staatlich organisierte Dopingsystem in Russland verwickelt waren.

50 bis 60 russische Athleten könnten demnach womöglich den neutralen Status erlangen. Damit wäre es für diese Sportler eventuell auch schon möglich, an der Hallen-EM im März teilzunehmen.

Russlands Leichtathletik-Verband RUSAF war wegen nachgewiesenen systematischen Dopings von der IAAF am 17. Juni suspendiert und von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ausgeschlossen worden. Allein die Weitspringerin Darja Klischina durfte an den Rio-Spielen teilnehmen, weil sie in den USA lebt und sich damit außerhalb des russischen Doping-Kontrollsystems aufgehalten hat.

Fotocredits: Fredrik von Erichsen
(dpa)

(dpa)

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