Fußball

Die Wikinger sind weiter: Englands historische Niederlage

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Im Fußball gibt es Niederlagen, Pleiten und Spielergebnisse, die rational nicht erklärbar sind. Das Achtelfinale zwischen England und Island war ein solches Spiel. Der von niemandem ernsthaft erwartete 2:1-Erfolg der Isländer wird in der englischen Fußball-Historie einen festen Platz erhalten. Denn auch wenn England sich regelmäßig frühzeitig aus der K.o.-Phase großer Turniere verabschiedet, geschieht dies doch meist gegen klangvollere Namen im fußballerischen Sinne. Doch was ist da eigentlich passiert?

Die Nacht von Nizza

Im letzten Viertelfinale standen sich am 27. Juni England und Island gegenüber. Auch wenn England inzwischen nur noch auf Rang elf der Fifa-Weltrangliste steht und Island bis auf Rang 34 vorgedrungen ist, trennen beide Teams fußballerisch weiterhin Welten. Auf der einen Seite die Auswahl des Mutterlands des Fußballs und auf der anderen die Nationalelf eines Staates mit der Einwohnerzahl von Bielefeld. Noch unerklärlicher wird die Niederlage durch die Tatsache, dass England zunächst nach fünf Minuten durch einen berechtigten Elfmeter in Führung ging, den Wayne Rooney routiniert verwandelt hatte. Diese Führung wurde allerdings bereits eine Minute später durch Sigurdsson ausgeglichen. Bereits in Minute 18 folgte dann der Führungstreffer durch Sigthorsson. Dabei blieb es bis zum bitteren Ende für England.

Roy Hodgson gibt auf

Die Niederlage bleibt für England nicht ohne Folgen. Unmittelbar im Anschluss trat nach vier Jahren im Amt Nationalcoach Roy Hodgson zurück. Die FA wird sich daher bis zum Ablauf der Sommerpause mit der Bestellung eines neuen Chef-Trainers beschäftigen müssen. Dieser wird hoffentlich die guten Ansätze, die im jungen englischen Team zu sehen sind, weiter ausbauen. Denn den Spielern fehlt es im Grunde nicht an Klasse sondern vor allem an Erfahrung im Umgang mit spielerisch kritischen Situationen. Auf die kompakte Abwehrarbeit der Isländer fand England neunzig Minuten lang keine Antwort. Hier wird der Fokus der Arbeit in den kommenden Jahren liegen, um gegen große Gegner munter aufspielenden jungen Team eine gereifte Mannschaft zu formen, die auch defensiv orientierte Gegner auseinandernehmen kann.

Zum ersten Mal bei einem Turnier

Das große Erstaunen, dass Irland auslöst ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass die isländische Mannschaft noch nie bei einem großen Turnier vertreten war. Allerdings bestand hierzu auch in der Vergangenheit schon mehrfach durchaus die Chance. Unvergessen ist hierbei aus deutscher Sicht vor allem die Qualifikation für die Euro 2004 in Portugal als Deutschland auf Island Ende 2003 lediglich 0:0 spielte. Der damalige Bundestrainer Rudi Völler stand unmittelbar nach Abpfiff in der Kritik und wehrte sich hiergegen verbal nach Kräften. Ähnlich spektakuläre Reaktionen hat die Partie zwischen England und Island nicht nach sich gezogen, wohl aber viel Häme der englischen wie auch internationalen Presse für zumeist statisch aufspielende Engländer. Von den bisherigen Begegnungen der Euro 2016 hat diese Partie jedenfalls bisher die größten Chancen auf einen echten Kultcharakter. Und sei es nur aufgrund des beeindruckenden Verschmelzens der isländischen Spieler und Fans nach Abpfiff.


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