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Der Druck wächst – Aber Beiersdorfer will die Ruhe bewahren

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Hamburg – Der Druck auf Dietmar Beiersdorfer wächst. Doch trotz der geplatzten Verpflichtung von Sportchef-Wunschkandidat Christian Hochstätter gibt sich der Vorstandschef des Hamburger SV gelassen.

«Wir könnten morgen problemlos einen Sportdirektor präsentieren. Es geht aber um die Wahl des richtigen Mannes in unserer Situation», sagte der HSV-Boss in einem Interview auf der Homepage des Vereins.

Die Verpflichtung Hochstätters vom Zweitligisten VfL Bochum war an den unterschiedlichen Vorstellungen beider Vereine über die Höhe der Ablösesumme gescheitert. «Wir hatten eine Maximalgrenze, die haben wir kommuniziert, die halten wir ein. Daher sind die Verhandlungen beendet, wir orientieren uns anderweitig», erklärte Beiersdorfer.

Deshalb erscheint ein Zwist, wer wem abgesagt hat, irrelevant. Hochstätter wollte zum HSV, aber die kolportierte Bochumer Forderung von drei Millionen Euro war dem HSV zu viel. Der soll 500 000 Euro geboten haben. Hätte der Tabellenletzte der Bundesliga mit Hilfe seines Teilhabers und Mäzens Klaus-Michael Kühne die Bochumer Forderungen erfüllt, wäre die Kritik an HSV und Beiersdorfer wohl zu Recht noch heftiger ausgefallen. «Ich betrachte die Gesamtlage und muss neben der wirtschaftlichen Machbarkeit auch die Selbstbestimmung des HSV beachten», begründete Beiersdorfer seine Vorgehensweise.

Von seinem Trainer erntete der HSV-Chef Lob. «Ich habe volles Verständnis für unseren Vorstand, dass er sich nicht über den Tisch ziehen lässt und eine horrende Ablöse zahlt», sagte Markus Gisdol in der Sendung «Sportclub» des NDR-Fernsehens. Dennoch macht die Tatsache, dass der Krisen-Club seit der vor 190 Tagen erfolgten Trennung von Peter Knäbel keinen geeigneten Nachfolger präsentieren kann, Beiersdorfer angreifbar. Zumal der 52-Jährige den Doppeljob als Vorstands- und Sportchef bisher mehr schlecht als recht erledigt hat.

Die gescheiterten Verhandlungen mit Ex-HSV-Profi Nico-Jan Hoogma (Sportchef Heracles Almelo), dem ehemaligen Schalke-04-Manager Horst Heldt und nun Hochstätter setzen die Serie des unglücklichen Wirkens fort. Beiersdorfer wird in dem Zusammenhang wohl zurecht vorgeworfen, zu zögerlich zu handeln. «Wir werden nun weitere Gespräche führen und dann eine Entscheidung treffen. Bis dahin gilt der aktuelle Zustand: Ich stehe dem Trainer als Verantwortlicher jederzeit zur Seite, bin Ansprechpartner für die Spieler», betonte Beiersdorfer.

Auch sportlich lag der Ex-Profi bei Entscheidungen oft daneben: Trotz Investitionen von mehr als 30 Millionen Euro ist der HSV mit nur zwei Punkten und vier erzielten Toren aus zehn Spielen siegloser Tabellenletzter. Der erste Absturz des einzigen noch nie abgestiegenen Bundesliga-Gründungsmitglieds droht.

Auch Hochstätter hält die Entscheidung zum Abbruch der Verhandlungen für richtig. «Es hätte nur Verlierer gegeben, wenn sich das alles noch weiter hinausgezögert hätte. So weiß jetzt jeder, woran er ist», sagte der 53 Jahre alte Ex-Profi der «Bild». Ihm erwachsen offenbar keine Nachteile aus den Verhandlungen mit dem HSV. «Wir akzeptieren das, weil wir von Anfang an transparent mit dem Thema umgegangen sind und wussten, was er uns wert ist», sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Peter Villis der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung». Deshalb habe man ihm alle Türen offen gehalten.

Dagegen beginnt die Sportchef-Suche beim HSV neu. Schon länger als Kandidat gehandelt wird Jens Todt. Der Ex-Nationalspieler und aktuelle Sportdirektor beim Karlsruher SC gilt als Intimus von Beiersdorfer. Als der einst beim HSV selbst Sportdirektor (2002-2009) war, arbeitete Todt bei den Norddeutschen als Nachwuchschef.

Fotocredits: Daniel Reinhardt
(dpa)

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