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Bundesliga als Meister-Jagd: Wer stoppt die Bayern?

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Berlin – Der EM-Blues ist verflogen. Das Olympia-Silber ist schon in den Schatullen verpackt. Nach einer der längsten Sommerpausen ihrer Geschichte startet die Bundesliga in die 54. Saison, und die große Frage der neuen Spielzeit ist wieder einmal: Wer soll diesen FC Bayern stoppen?

Der deutsche Rekordmeister aus München eröffnet mit dem Klassiker gegen Werder Bremen am Freitag (20.30 Uhr) die Spielzeit und kaum jemand zweifelt an einer Fortsetzung der bajuwarischen Dominanz.

Wieder Langeweile an der Spitze? «Warten wir’s mal ab …», sagte zumindest Borussia Dortmunds Trainer Thomas Tuchel. Doch die Signale aus München sind eindeutig. Titel Nummer fünf in Serie ist das klare Ziel. «Mit der Mannschaft, die wir haben, und mit dem Trainer haben wir gute Voraussetzungen geschaffen, dass eine erfolgreiche Saison gespielt wird», sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Trainer-Weltmann Carlo Ancelotti hat in München den Job des immer etwas aufgekratzten Pep Guardiola übernommen. Der Italiener macht seinem ruhigen Naturell entsprechend auf freundliches Understatement: «In der Bundesliga gibt es viele gute Mannschaften. Borussia Dortmund mag der ärgste Konkurrent sein. Sie haben wirklich gute, junge Spieler gekauft mit viel Talent.»

Tatsächlich waren es die Dortmunder, die in einem überhitzten Transfersommer die meisten Umsätze erzielten. Auf den Fortgang von Mats Hummels zu den Bayern und Ilkay Gündogan sowie Henrich Mchitarjan in Richtung Manchester reagierten sie mit Investitionen von über 100 Millionen Euro. «Wir stehen vor einer Saison des Umbruchs. Das bedeutet aber nicht, dass wir unsere Ambitionen aufgeben», sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Die Investitionen nannte er «alternativlos».

Auch die Bayern griffen auf ihr Festgeldkonto zu: Hummels und Portugals Europameister Renato Sanches kosteten je 35 Millionen Euro. 70 Millionen Euro Ausgaben sind ausnahmsweise mal nur Platz zwei in einer Liga-Statistik. Investiert wurde in der ganzen Liga so viel wie noch nie. Und Geld spielte dabei offenbar keine Rolle: Mit 455 Millionen Euro wurde die Ausgabe-Höchstmarke der Vorsaison von den 18 Erstligisten nochmals um mehr als 50 Prozent getoppt. Immerhin: Es flossen durch Verkäufe auch mehr als 400 Millionen Euro wieder in die Kassen hinein.

Zwei weitere Rekorde verdeutlichen die Einkaufshysterie: Für 16 Spieler blätterten die Clubs einen zweistelligen Millionenbetrag hin. Fast die Hälfte aller Vereine stellte in diesem Jahr ihren Club-Transferrekord auf, darunter Schalke 04 für Breel Embolo (FC Basel/22,5 Millionen Euro). Fast schon als Schnäppchen wirken da die sieben Millionen Euro, die Wolfsburg für den prominentesten Bundesliga-Rückkehrer Mario Gomez Richtung Florenz überwies.

Die Niedersachsen wollen wieder oben angreifen – trotz einer von Personaldiskussionen überlagerten Vorbereitung. Doch Wolfsburg ist mit diesem Wunsch nicht allein. Der obere Mittelbau der Bundesliga ist mit Schalke, Leverkusen, Mönchengladbach – und dahinter den Überraschungsteams der Vorsaison aus Mainz und Berlin sowie den ambitionierten Kölnern oder Hamburgern dicht besetzt.

Und was ist eigentlich RB Leipzig zuzutrauen? Der erste Bundesligist aus den neuen Bundesländern seit Energie Cottbus 2009 und der 55. Bundesliga-Club insgesamt polarisiert wie kein zweites Team. Der Kritik aus dem Lager der Fußball-Romantiker werden sich die brausegesponserten Sachsen weiter stellen müssen.

Ob die Leipziger wie prognostiziert schnell in Richtung Europacup marschieren können, wird kontrovers diskutiert. Der neue RB-Trainer Ralph Hasenhüttl sagt jedenfalls: «Wir versuchen, etwas zu formen, das auf Sicht sehr schnell ein hohes Niveau erreichen kann.» Rummenigge hat den Emporkömmling zumindest im Blick: «Mit dem Aufstieg wird man sich dort nicht zufrieden geben. Eine Firma wie Red Bull, die das Ganze finanziert, will nach oben, idealerweise in die Champions League. Ob das so schnell geht, weiß ich nicht.»

Mit dem Abstiegskampf will man bei RB jedenfalls nichts zu tun haben. Der SC Freiburg als zweiter Aufsteiger hat reichlich Bundesliga-Tradition, gibt als Ziel aber wie üblich den Klassenverbleib aus. Konkurrenten im Keller dürften die Aufsteiger der Vorsaison sein: Darmstadt 98 und FC Ingolstadt.

Beide Clubs mussten die Gesetzmäßigkeiten des Spitzenfußballs schnell akzeptieren, denn die Transferhysterie hat längst auch den Trainermarkt ergriffen. Ihre Erfolgstrainer Dirk Schuster (Darmstadt/Augsburg) und Hasenhüttl (Ingolstadt/Leipzig) wurden von der Konkurrenz weggekauft.

Fotocredits: Sven Hoppe
(dpa)

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