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Beiersdorfer nicht mehr Herr der Krise

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Hamburg – Dietmar Beiersdorfer sind die Zügel entglitten. Der schon lange als Zauderer bekannte Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV rückt nach dem HSV-Absturz ans Tabellenende der Fußball-Bundesliga immer mehr in das Zentrum der Kritik.

Ein Rücktritt kommt für den 52-Jährigen dennoch nicht in Frage: «Es geht nicht um mich, sondern nur um den HSV.» Der Franke investierte seit seiner Rückkehr zum HSV im Sommer 2014 rund 90 Millionen Euro in neue Spieler. Er entließ zwei Sportchefs und drei Trainer – besser geworden ist dadurch nichts: Erneut droht der erstmalige Abstieg.

Die Doppelfunktion im Vorstand und als Sportchef war keine gute Idee. Während sich ein sportlicher Leiter in der jetzigen Lage täglich um die verunsicherte Mannschaft und Neu-Trainer Markus Gisdol kümmern sollte, ist Beiersdorfer auf Personalsuche. Bochums Christian Hochstätter soll der neue Favorit sein, hat aber noch einen Vertrag bis 2020. Das kostet wieder Geld. «Wir haben verschiedene Gespräche geführt und einen sorgfältig geplanten Prozess eingeleitet», sagte Beiersdorfer zur Suche des Nachfolgers für den im Mai geschassten Peter Knäbel.

Und Beiersdorfer verzettelt sich. Zwischen Repräsentationsterminen wie einer Feier zu Uwe Seelers 80. Geburtstag telefonierte er mit Nico-Jan Hoogma – heraus kam ein ärgerliches Missverständnis. Der Niederländer kritisierte den HSV-Boss danach scharf: «Nicht Beiersdorfer hat mir abgesagt, sondern ich dem HSV. Ich habe mich auch nicht angeboten, der Verein hat mich angerufen und zum Gespräch eingeladen. Wenn ich lese, dass Beiersdorfer alles umdreht, dann ist das nicht gut», sagte Hoogma dem Internetportal Sport1.

Der Ex-Kapitän des Fußball-Bundesligisten sei «sehr enttäuscht von Beiersdorfer, auch über die Art und Weise, wie das abgelaufen ist. So geht man nicht mit einem Menschen um.» Beiersdorfer bestand nach dem 2:5 gegen Borussia Dortmund darauf, dass er abgesagt habe. Der 48 Jahre alte Sportchef des niederländischen Erstligisten Heracles Almelo beklagte auch den Verlauf der Gespräche.

«Da war kein Vertrauen da und ich habe mich zurückgezogen», klagte Hoogma. Und ergänzte: «Das tut schon weh, auch wenn wir keine Freunde waren. Als ich beim HSV spielte, war Didi Sportdirektor und wir hatten da ein ganz normales Spieler-Sportchef-Verhältnis. Es ist einfach nur traurig.» Auch Horst Heldt scheidet wohl aus: Nach Informationen der «Sport Bild» sollen sich Beiersdorfer und der frühere Schalke-Manager in einem Telefonat darüber verständigt haben.

Der neue Mann soll im Winter mit frischen Millionen von Klaus-Michael Kühne neue Spieler einkaufen – der Heilsbringer kann er nicht sein. Das Problem des seit Jahren dahindümpelnden HSV bleibt die katastrophale Führung, die auch den Profis immer wieder ein Alibi gibt.

So fürchtet Uwe Seeler sogar, dass sich sein HSV nach einem Abstieg in der zweiten Liga nicht konsolidieren würde, sondern für Jahre in der Versenkung verschwinden könnte. «Ich denke, den HSV würde eher das Schicksal von Kaiserslautern, 1860 München und Düsseldorf ereilen, die sich vom Abstieg seit Jahren nicht mehr erholt haben und schon lange nicht mehr zu den Aufstiegsanwärtern zählen», sagte der 80-Jährige der «Bild»-Zeitung (Montag). Deshalb dürfe dieser Fall nicht eintreten. «Das würde nicht nur dem Verein, sondern der ganzen Stadt schaden», fürchtet der DFB-Ehrenspielführer.

Fotocredits: Daniel Bockwoldt
(dpa)

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