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Bayer-Coach Schmidt hat einen «Kümmerer»

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Leverkusen – Bayer Leverkusens Cheftrainer Roger Schmidt polarisiert. Er ist anerkannt als kühner Offensivstratege, aber ebenso als unkontrollierter Heißsporn ins Abseits geraten.

Nun soll ihm Jörn Wolf, der frühere Mediendirektor des Hamburger SV, helfen. Offiziell ist er als Koordinator Trainer und Funktionsteam engagiert worden. Hinter dem sachlichen Titel dürfte mehr stecken. Soll der PR-Stratege Wolf auch am Image des Coaches feilen und ihn zähmen?

«Aufpasser ist nicht negativ, man kann auch Kümmerer sagen, Manager oder Koordinator. Es passt eigentlich alles», antworte Schmidt auf die Frage nach der Rolle von Wolf. Der wird auch am Samstag (18.30 Uhr) beim Westderby der Fußball-Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach aufmerksamer Beobachter auf der Tribüne sein.

Die Initiative für die Verpflichtung von Wolf, der 14 Jahre beim HSV tätig war, soll von Schmidt ausgegangen sein. Beide freundeten sich bei einem Sommerurlaub vor zweieinhalb Jahren an. «Wir wollten den Richtigen finden, der mit Menschen klar kommt und kommunizieren kann. Es ist die ideale Rolle für Wolf», so Schmidt.

Nach der offiziellen Auslegung soll der Neue den Coach entlasten, das Bindeglied zwischen Ärzten, Physiotherapeuten, Co- und Athletiktrainer sowie Psychologen sein und das Zusammenspiel optimieren. «Wolf soll den Trainer entlasten, damit er sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren kann», sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. Allerdings machte er auch keinen Hehl daraus, dass der «erstklassige Trainer» Macken habe, nicht pflegeleicht sei und deswegen auch vor sich selbst geschützt werden müsse.

Trotz der Schmidt’schen Unbelehr- und Unnahbarkeit hält Bayer an ihm fest, obwohl es vor der Winterpause im Zuge der Trennung von Athletiktrainer Oliver Bartlett und nach einer bis dato miesen Hinrundenbilanz (21 Punkte aus 16 Spielen) kriselte. Auch die Eklats um zwei Platzverweise in der Bundesliga hatten zu Unfrieden im Werksclub geführt. Für Bayer zählte die sportliche Bilanz mehr: Schmidt schaffte dreimal die Champions-League-Teilnahme und führte junge Spieler wie Julian Brandt oder Kai Havertz nach oben.

Wenn ihm Wolf mehr Freiraum für sein Kerngeschäft verschafft, dürfte sich Schmidt vom Sommer an auch verstärkt um ein weiteres Talent bei Bayer kümmern können: Bereits am Freitag war Leon Bailey vom belgischen Erstligisten KRC Genk beim Medizincheck, die Verpflichtung des Stürmers steht bevor. Der in ganz Fußball-Europa begehrte 19-jährige Jamaikaner dürfte zwischen elf und 15 Millionen Euro kosten. «Er ist ein sauschneller und technisch versierter Spieler», meinte Schmidt.

Gegen Gladbach soll aber erst mal die Aufholjagd im Kampf um einen Europacupplatz fortgesetzt werden. «Wir sind in einer guten Verfassung, gehen mit sehr viel Zuversicht ins Spiel und wollen die drei Punkte hier halten», sagte Schmidt. Es ist nach dem 3:1 gegen Hertha BSC das zweite Heimspiel in Serie.

Dass der Tabellen-14. aus Gladbach auf fremden Plätzen seit 19 Ligapartien nut einmal gewinnen konnte, sei kein Vorteil. «Die Auswärtsstatistik der Borussia ist sehr kurios, aber das heißt nichts», meinte Schmidt. Keinen Nachteil sieht er darin, dass die Gladbacher mit Neu-Coach Dieter Hecking anreisen: «Wir wissen, wie er seine Teams Fußball spielen lässt. Von daher macht der Trainerwechsel die Vorbereitung nicht unbedingt schwerer.»

Fotocredits: Maja Hitij
(dpa)

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