Leichtathletik

Ashton Eaton: Der «Supermann» tritt zurück

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Portland/Frankfurt – Zum Ende einer großartigen Karriere schreibt Ashton Eaton in seiner Rücktrittserklärung: «Meiner Mom: Danke, dass du immer daran geglaubt hattest, ich könne Supermann sein.»

Genau das war der 28 Jahre alte US-Amerikaner in der Leichtathletik: Weltrekordler, zweimaliger Olympiasieger und zweimaliger Weltmeister im Zehnkampf – es gab keinen vielseitigeren Sportler. Die Aura und das Vermarktungstalent eines Usain Bolt oder früher Daley Thompson hatte Eaton nicht. Und seine auf zwei Tage verteilten zehn Disziplinen passen ohnehin kaum in diese Zeit, in der das Fernsehen vor allem auf Höhepunkte fixiert ist.

Zusammen mit seiner Ehefrau Brianne Theisen-Eaton tritt der 9045-Punkte-Mann nun überraschend zurück. «To Brianne: Ich habe noch nie jemanden so lange auf so einem hohen Niveau gesehen. Ich liebe dich», schreibt der «König der Athleten» und beendet seine Erklärung mit den Worten: «What now??» – Was kommt nun?

«Für mich ist er der größte Sportler, den es gibt», sagt der Olympia-Vierte Kai Kazmirek von den LG Rhein-Wied. «Und er ist ein sehr sympathischer Typ, einer der wenigen, die immer auf dem Boden geblieben sind.» Eaton hatte im Sommer mit dem olympischen Rekord von 8893 Punkten erneut Gold gewonnen – wie von Willi Holdorf, dem deutschen Zehnkampf-Olympiasieger von 1964, vorhergesagt: «Er ist einfach überragend. Er ist besonders schnell, und obwohl er nicht so kräftig ist, ist er in den Würfen sehr gut.»

Hallen-Weltmeisterin Theisen-Eaton hatte Bronze geholt, der ganz große Freiluft-Titel blieb ihr verwehrt. Sie sei nach der vergangenen Saison mental erschöpft, schreibt die 28-jährige Kanadierin. Das Feuer, der Ehrgeiz, die Ziele, die sie beide angetrieben hätten, seien nun erloschen.

«Ich habe alles für den Zehnkampf gegeben. Ich tat, was ich konnte. Dank für die beste Zeit in meinem Leben. Ich höre auf», teilt Eaton mit. «Ehrlich gesagt gibt es nicht mehr viel, was ich im Sport machen will.»

Ashton Eaton und Brianne Theisen-Eaton hatten sich an der Universität von Oregon als Teenager kennengelernt und sind seit Juli 2013 verheiratet. Er fing erst mit 18 mit dem Zehnkampf an. Mit 13 hatte er erstmals den Begriff «Decathlon» gelesen – in einem Zeitungsartikel über den damaligen Weltrekordler Roman Sebrle. Der Tscheche hatte 2001 im österreichischen Götzis als Erster die 9000-Punkte-Marke übertroffen (9026). Elf Jahre später schaffte Eaton 9039 Zähler, 2015 bei seinem WM-Triumph in Peking gar 9045.

«Er ist ein Riesen-Bewegungstalent, er muss nur einmal etwas sehen, dann kann er es umsetzen. Und die Schnelligkeit war sein zweiter Trumpf», sagt sein Rivale Kazmirek. Ob es jemals große Zweifel in der Szene gab, dass Eaton sauber ist? «Bei mir persönlich nicht. Man hat bei Ashton eine Entwicklung gesehen, die größtenteils schrittweise vor sich ging. Und er ist alle die Jahre nie durch ein Dopingtest gefallen.»

Fotocredits: Srdjan Suki
(dpa)

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