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Allofs vor kniffliger Trainersuche – Miese Transferbilanz

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Wolfsburg (dpa) – Schon vor einigen Wochen musste sich Klaus Allofs aus den vermeintlich eigenen Reihen etwas gefallen lassen, was er als unnötiges Störfeuer empfand.

Der Sportchef des VfL Wolfsburg soll geflucht haben, dass VfL-Aufsichtsratschef und Volkswagen-Vorstand Francisco Javier Garcia Sanz Anfang September in einer Presserunde ohne Not aus dem Nähkästchen plauderten. Garcia Sanz – so etwas wie der oberste Chef im VfL-Kosmos – ließ sich bereitwillig zu einem Thema zitieren, das höchstens am Rande mal eines war.

«Damit mussten wir uns auseinandersetzen», sagte Garcia Sanz zu Berater-Beschwerden über den VfL und Allofs Verbindungen zum in der Schweiz ansässigen Unterhändler Giacomo Petralito. «Wir haben Gespräche mit Klaus Allofs geführt, die Themen nehmen wir sehr ernst», sagte Garcia Sanz. Berichtet worden war darüber zuvor kaum vernehmbar. Der Berater des aus Stuttgart zum HSV gewechselten Filip Kostic hatte sich vage beschwert. «Ich war ein Jahr lang mit Wolfsburg wegen Kostic in Kontakt. Vor wenigen Wochen schalteten sie dann weitere Berater ein. Wir arbeiten nur mit seriösen Clubs zusammen», moserte Sedat Duraki, ohne den Namen Petralito zu nennen.

Dennoch sprang Garcia Sanz bereitwillig an, blieb aber auffallend gelassen. «Ich kann versichern: Da bleibt nichts übrig», sagte der Spanier. Dennoch: Die Geschichte war endgültig in der Öffentlichkeit und Allofs in Rage. Äußern wollte er sich dazu seitdem nicht mehr.

Ob dies von VW ein Wink mit dem Zaunpfahl war, wer beim VfL das Sagen hat, ist pure Spekulation. Fakt ist: Nach einem Treffen mit dem vom Clubeigner dominierten Aufsichtsrat am Montag verkündete Allofs erstmals in seiner Managerkarriere die Beurlaubung eines Trainers. Allofs löste Dieter Hecking – 2015 noch Trainer des Jahres – durch Valérien Ismaël ab. Zunächst nur interimsweise. Auf Allofs kommt nun die knifflige Suche nach einem geeigneten Nachfolger zu.

Der nächste Griff auf dem Trainermarkt sollte sitzen, sonst könnte es auch für Allofs unangenehm werden. Auf dem Transfermarkt hatte er zuletzt bereits kein Fortune mehr. Die Misere beim Tabellen-14., der so gerne dauerhaft in der Champions League mitmischen würde, liegt auch an der Transferpolitik, die Allofs zu verantworten hat.

Auch wenn man zugestehen mag, dass der VfL 2015 angesichts der 75-Millionen-Euro-Rekord-Offerte von Manchester City für Kevin De Bruyne nicht umhin kam, den Hochveranlagten zu verkaufen – klar ist auch: Seit Deutschlands Fußballer des Jahres 2015 weg ist, ging es sportlich bergab. Dies lag auch an einigen Transfer-Fehlgriffen:

ANDRÉ SCHÜRRLE: Die 32 Millionen Euro, die der VfL 2015 für den Bankdrücker von Chelsea bezahlte, empfanden viele als Hohn ob der phlegmatischen Leistungen des Weltmeisters. In Wolfsburg kam Schürrle nie über die Rolle des Mitläufers hinaus. Dass Dortmund noch rund 30 Millionen bezahlte, wird als Glücksfall in Wolfsburg empfunden.

MAX KRUSE: Der wohl größte Fehlgriff. 2015 war Lars Stindl für fest geschriebene drei Millionen Euro zu haben. Der VfL holte lieber den eigenwilligen Kruse für zwölf Millionen aus Gladbach. Die Borussia griff bei Stindl zu. Der ist inzwischen Kapitän und Leistungsträger dort, Kruse nach privaten Fehlgriffen und sportlichen Ausfällen für immerhin noch 7,5 Millionen Euro nach Bremen abgeschoben.

DANTE: Kam ebenfalls 2015 von Bayern München und war ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Nach nur einem Jahr ließ man ihn wieder ziehen.

PHILIPP WOLLSCHEID: Dafür kam mangelns Alternativen der schon in Leverkusen gescheiterte Wollscheid von Stoke City. Auf Leihbasis. Vorsichtig ausgedrückt: Es dürfte bei dem Leihgeschäft bleiben.

MARIO GOMEZ: Wieder mal ein großer Name in Wolfsburg. Für den Nationalspieler, der für sieben Millionen Euro vom AC Florenz kam, gab Allofs Torjäger Bas Dost ab. Gomez ist seit 540 Minuten torlos, Dost trifft bei seinem neuen Club Sporting Lissabon zuverlässig.

JULIAN DRAXLER: Den Weltmeister als Fehlgriff zu bezeichnen, ist vielleicht übertrieben. Zumindest ein Mentalitätsproblem ist aber unübersichtlich. Der 36-Millionen-Mann wäre am liebsten längst wieder weg. Von Herzblut ist wenig zu spüren beim De-Bruyne-Ersatz.

Fotocredits: Carmen Jaspersen,Daniel Karmann,Peter Steffen

(dpa)

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